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Fit für die Zukunft

24.06.2015 02:16 Uhr
Die Autos von Hauptaussteller Volkswagen wurden von den Fahrlehrern sehr genau unter die Lupe genommen
© Foto: Sylke Bub

Mit einer modernen Satzung und einem jungen Arbeitskreis zum Querdenken hat der Fahrlehrer-Verband Berlin die Weichen für die Zukunft gestellt.

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Was sich jahrzehntelang bewährt hat, muss nicht auch für die nächsten Jahrzehnte die beste Lösung sein. Unternehmen – und auch Verbände – die auf Dauer erfolgreich sein wollen, hinterfragen sich immer wieder und prüfen, ob ihre Strategien noch zeitgemäß sind oder ob es Veränderungsbedarf gibt.

Arbeitskreis junger Querdenker

Zwei neue Wege in diese Richtung hat Peter Glowalla, Vorsitzender des Fahrlehrer-Verbandes Berlin, eingeschlagen. In Berlin gibt es jetzt einen eigenen „Arbeitskreis Zukunft/Kommunikation“, in dem junge Fahrlehrer querdenken. „Kollegen, am besten unter 40, zumindest aber unter 50 Jahren, sind herzlich willkommen“, so Glowalla. „Denn das sind die Kollegen, die in zehn bis 15 Jahren unseren Berufsstand gestalten, wenn wir längst nicht mehr da sind.“

Sich sachkundig über den Stand des autonomen Fahrens zu machen, sich vorzustellen, welche neuen Ausbildungsaufgaben für Fahrlehrer daraus entstehen sowie die Kommunikationswege von Fahrschülern zu beobachten und dann zusammen mit dem Vorstand aus den neuen Erkenntnissen die richtigen Schlüsse zu ziehen, sind mögliche Aufgabenfelder für diesen Arbeitskreis, so Glowalla. Dabei werden die Arbeitskreismitglieder vom Vorstand nicht allein gelassen, sondern umfassend mit Informationen versorgt, versprach Glowalla. Wer möchte, erhält auch Infos über die Art und Weise, wie Verbandsarbeit funktioniert. Der Arbeitskreis wird am 15. August seine Arbeit aufnehmen. Wer mitmachen will, kann sich an das Berliner Verbandsbüro wenden.

Satzung auf der Höhe der Zeit

Der zweite Punkt, den Glowalla für die Zukunftsfähigkeit des Verbandes setzte: Berlin hat jetzt eine nagelneue, zeitgemäße Satzung, die bei der Jahreshauptversammlung von den Mitgliedern einstimmig beschlossen wurde.

Zwei große Probleme beschäftigen die Berliner Fahrlehrer derzeit. Das eine sind die langen Wartezeiten bei den Führerscheinanträgen. Vier bis fünf Wochen Wartezeit werden benötigt, um einen Termin für seinen Führerscheinantrag bei einem Bürgeramt zu erhalten, so Glowalla. Neun bis zwölf Wochen benötigt die Führerscheinstelle zusätzlich, um die Prüfzulassung an die Technischen Prüfstellen zu senden.

Darauf ging Oberamtsrat Dietmar König vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung ein. Er versuchte, um Verständnis für die Situation im Landesamt zu werben. Hoher Arbeitsdruck, der Wechsel zu Windows 7, Streik, Grippewelle, Eintrag der Schlüsselzahl 95 und die eh schon dünne Personaldecke hätten zu den hohen Bearbeitungszeiten von neun bis zwölf Wochen geführt. „Es sollen wieder fünf Wochen werden“, sagte König. Von Glowalla auf einen Zeitpunkt festnageln lassen, bis zu dem die fünf Wochen umgesetzt sind, wollte er sich aber nicht. Ohne mehr Personal sei es sehr schwierig.

Nicht akzeptable Behörden-Situation

Akzeptabel sei die Behörden-Situation nicht, so Glowalla, der sich unter anderem bereits an Senator Andreas Geisel gewandt hat. „Die Leute schlagen sich mittlerweile täglich vor den Bürgerbüros.“ Er zeigte Bilder von vielen Metern langen Warteschlangen auf den Bürgersteigen bis hoch zum Büro der Führerscheinstelle im 1. Stock. „Wie lange wollen wir uns das eigentlich noch gefallen lassen?“, so Glowalla. „Das hat inzwischen eine politische Dimension angenommen, die für jede Berufsvertretung nicht mehr beeinflussbar ist. Die Arroganz der Berliner Verwaltung, die mangelnde Aufsicht der Politik über die Verwaltung – falls überhaupt noch vorhanden – lässt inzwischen auch die mächtige IHK verzweifeln. Denn die Wartezeiten allein beim Bürgeramt betreffen ja die gesamte Berliner Wirtschaft. Ich bin gespannt, wie lange die Berliner noch so brav bleiben!“

Fahrlehrer kämpfen mit Polizisten um das Aufstellen von Pylonen

Das zweite große Problem der Berliner Fahrschulen sind die mangelnden Möglichkeiten, die Grundfahraufgaben für die Zweiradausbildung zu üben. Plätze sind nahezu nicht mehr vorhanden. Bei den wenigen gibt es ständige Querelen mit Anwohnern, die versuchen, die Fahrlehrer von den Plätzen zu vertreiben. Selbst in sehr ruhigen Seitenstraßen kann nicht geübt werden, weil die Polizei die Leitkegel als „Verkehrshindernis“ sieht und das Aufstellen auf der Straße geahndet wird. Oberamtsrat Dietmar König nannte es bei der Berliner Mitgliederversammlung eine „unharmonische Rechtslage“. BVF-Vorsitzender Gerhard von Bressensdorf fand deutlichere Worte: „ Dass uns der Gesetzgeber so allein lässt, ist eine unfassbare und für mich nicht hinnehmbare Schweinerei! Es kann nicht sein, dass wir mit Polizisten um das Aufstellen von Pylonen kämpfen müssen, die gesetzlich durch die Prüfungsrichtlinie vorgeschrieben sind!“

Lob vom Landeskriminalamt

Etwas Positives hatte König auch mitgebracht. Die Manipulationen bei den Theorieprüfungen seien zwar immer noch schlimm, aber es sei eine kleine Besserung eingetreten. Die AG Manipulation, die auf Initiative des Berliner Fahrlehrer-Verbandes gegründet worden ist und die Resolution „Null Toleranz gegenüber Manipulation“ zeigten Wirkung und seien sogar vom Landeskriminalamt gelobt worden.

Antworten auf Fragen rund um das elektronische Prüfprotokoll

Ängste rund um das elektronische Prüfprotokoll konnte Gerhard von Bressensdorf mit seinem Vortrag abbauen, in dem er Fragen beantwortete, wie: Wer hat das Sagen – Gerät oder Prüfer? Könnte das Gerät abstürzen und ist dann alles weg? Was kann man für einen Blödsinn damit machen? Geht das an die Aufsichtsbehörde und die leiten dann sonst was daraus ab? Detailliert stellte er das ePrüfprotokoll vor und ging auf alle Fragen und Sorgen ein. Prinzipiell sei es „nichts anderes als der Zettel, auf dem sich der Prüfer vorher Notizen gemacht hat“. Aber jetzt bekomme der Schüler eine ausführliche Auswertung: „Was war positiv, was war negativ?“ Das ePrüfprotokoll sei ein lebendiges Werk, das ständig ergänzt und verbessert werden müsse. In ihm sei der Fahraufgabenkatalog erfasst, „aber die Bewertung muss der Prüfer vornehmen.“

Aus der Praxis der ePrüfprotokoll-Erprobung erzählte Lars Range (TÜV Rheinland). Einige Probleme, beispielsweise mit den Akkus, seien zu lösen gewesen, aber das hätten die Mitarbeiter mit sehr viel Engagement bewältigt. Der weit überwiegende Teil der Beteiligten war mit dem ePrüfprotokoll zufrieden, so Range. Es sei fachlich eine deutliche Verbesserung und erlaube eine genauere Dokumentation. Das Revisionsprojekt sei Ende Januar beendet worden, derzeit werde der Abschlussbericht für die Bundesanstalt für Straßenwesen erstellt.

Eine umfassende Antwort auf die Frage „Was tut eigentlich der Verband?“ gab Peter Glowalla in seinem Geschäftsbericht. Dabei stellte er, beispielsweise durch die Aktivitäten der Arbeitskreise, immer wieder heraus, wie sehr die Verbandsarbeit Teamarbeit ist, deren Erfolg mit dem Engagement Vieler eng zusammenhängt.

Stellvertreter wurden neu gewählt

Bedingt durch die neue Satzung mussten alle Stellvertreter neu gewählt werden. 1. und 2. Stellvertreter sind Reinhard Kendziora und Christiane Jordan. Zum 3. und 4. Stellvertretenden Vorsitzenden wurden Wolfgang Klotzsch und Stephan Ackerschewski gewählt. Aus Altersgründen nicht wieder angetreten, ist Bobby Jeschar, dem die Mitglieder mit langem Applaus für sein Engagement und seine sehr besondere, herzliche Art, mit Menschen umzugehen, „Danke“ sagten.

(Sylke Bub)

 


Mitgliederversammlung des Fahrlehrer-Verbandes Berlin

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