In Niedersachsen startete am Montag der Modellversucht "Section Control". Bei der sogenannten Abschnittskontrolle wird die Geschwindigkeit nicht nur an einem bestimmten Punkt gemessen, sondern in einem definierten Abschnitt, der sich über mehrere Kilometer erstrecken kann. Aus der ermittelten Fahrtzeit errechnet sich die Durchschnittsgeschwindigkeit jedes einzelnen Fahrzeugs. Auf diese Weise werden Geschwindigkeitsüberschreitungen streckenbezogen erkannt und erfasst.
"Durch die Messung der Geschwindigkeit über einen längeren Abschnitt erhält man ein besseres Bild des jeweiligen Fahrverhaltens. Darüber hinaus entfällt das übliche Abbremsen und anschließende Beschleunigen im Bereich stationärer oder mobiler Punktmessungen. Section Control bietet die Möglichkeit, stark gefährdete Autobahnabschnitte ganz anders als bisher und wirkungsvoller zu überwachen. In Gefahrenbereichen wie zum Beispiel Unfallhäufungsstrecken, Tunnelanlagen oder Baustellen wird die Verkehrssicherheit effektiv erhöht", erläutert Dr. Detlev Lipphard, Verkehrstechnik-Experte des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR).
Das Verfahren wird bereits erfolgreich in europäischen Nachbarländern eingesetzt. Nach Angaben des Europäischen Verkehrssicherheitsrates (ETSC) halbierten sich in Österreich auf einem Tunnelabschnitt der Donauuferautobahn in Wien seit Einführung der Section Control die tödlichen Unfälle. Unfälle mit Personenschaden gingen um ein Drittel zurück. Auch das Pilotprojekt auf zwei Autobahnabschnitten in der Schweiz brachte positive Ergebnisse für die Verkehrssicherheit: Die Anzahl der erfassten Geschwindigkeitsüberschreitungen durch Pkw sank um 30 bis 40 Prozent, der Verkehrsstrom wurde flüssiger. Bei Fahrzeugen, die mehr als 10 km/h zu schnell waren, wurde sogar ein Rückgang von bis zu 60 Prozent erreicht. In den Niederlanden wurden nach der Installation des Systems an einer Autobahn im Jahr 2002 nur noch 0,5 Prozent Geschwindigkeitsübertretungen registriert, die Zahl der Verkehrsunfälle sank dort um 47 Prozent.
Die erhobenen Daten dürften aber ausschließlich für die Geschwindigkeitsüberwachung gespeichert werden, betont der DVR. "Es ist technisch sicherzustellen, dass Daten zu Fahrzeugen, mit denen die Geschwindigkeit nicht überschritten worden ist, nach Abschluss der Messung sofort automatisch und spurenlos gelöscht werden", sagtt Lipphard. Zudem sollten die überwachten Streckenabschnitte mit gut sichtbaren Hinweisschildern angekündigt werden.
(se/DVR)