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Jubiläum in Distanz

18.03.2022 10:06 Uhr | Lesezeit: 6 min
Jubiläum in Distanz
Sabine Darjus vor der Kamera – auch in diesem Jahr traf sich die Hamburger Runde digital
© Foto: Fahrlehrerverband Hamburg

Zum zweiten Mal in Folge begrüßte der Fahrlehrerverband Hamburg seine Mitglieder zur virtuellen Versammlung – und das ausgerechnet im Jubiläumsjahr. Denn nicht nur der Verband beging einen runden Geburtstag, auch die Verbandsvorsitzende hatte ihren Jahrestag.

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Ein persönliches Gespräch oder ein Rundgang durch die Ausstellung mussten auch in diesem Jahr coronabedingt entfallen. Die Mitgliederversammlung des Fahrlehrerverbands Hamburg fand erneut online statt. Dabei hätten sich alle Beteiligten gerade in diesem Jahr ein persönliches Treffen gewünscht, schließlich gab es etwas zu feiern: „Der Fahrlehrerverband Hamburg ist 1952 ins Vereinsregister eingetragen worden und hat somit seinen 70. Geburtstag“, verkündete die Verbandsvorsitzende Sabine Darjus. Zu diesem Anlass hatte sich auch der Ehrenvorsitzende Hans-Detlef Engel zu der Vorsitzenden und ihren beiden Stellvertretern, Michael Witt und Bernd Ehlers, gesellt. Alle anderen Teilnehmer waren erneut über Zoom zugeschaltet.

LBV: Gestiegenes Antragsvolumen

Nach einem kurzen Rückblick auf das Gründungsjahr und die Meilensteine der Verbandsarbeit startete der Landesbetrieb Verkehr mit seinem Jahresbericht. Kai Podewski, der Abteilungsleiter Fahrerlaubnis Hamburg-Mitte, konnte vermelden, dass sich die Antragszahlen auf Ersterteilung einer Fahrerlaubnis im vergangenen Jahr im Vergleich zum ersten Coronajahr 2020 wieder erholt haben: „Das Geschäft hat sich kontinuierlich gut entwickelt.“ Dabei belaufe sich der Anteil der Online-Anträge inzwischen auf 68 Prozent. „Das begrüßen wir sehr,“ sagte Podewski. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit eines Online-Antrags betrage 15 Kalendertage. Eine große Herausforderung sei die sprunghaft gestiegene Nachfrage beim Umtausch der alten Papierführerscheine in Kartenführerscheine. Durch die erste Umtauschfrist im Januar „gingen die Zahlen ab Herbst durch die Decke“, dennoch könne der LBV durch eine gute Vorbereitung der Situation „sehr gut gerecht werden“, resümierte Podewski.

Die Bilanz zur Fahrschulüberwachung präsentierte der Sachgebietsleiter Michael Kownatzki. Trotz der Einschränkungen durch die Pandemie sei die Überwachung regelhaft durchführbar gewesen, die Zusammenarbeit mit den besuchten Fahrschulen habe sich sehr positiv gestaltet. Die Priorität bei der Überprüfung liege auch zukünftig bei den Fahrschulen mit hohen Nichtbestehensquoten. Eine klare Voraussage, wann welche Fahrschule besucht werde, sei nicht möglich. Mit Blick auf die Entwicklung der Branche stellte Kownatzki fest, dass die Anzahl der Fahrschulen innerhalb der vergangenen drei Jahre kontinuierlich abgenommen, die der Zweigstellen und Beschäftigungsverhältnisse jedoch zugenommen habe. 43 Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer konnten 2021 laut Kownatzki ihre Ausbildung in Hamburg positiv abschließen – ob diese allerdings nun auch alle in der Hansestadt ausbilden, sei ihm nicht bekannt.

Probleme mit den Fristen

Der Geschäftsführer, Dr. Jörg Oltrogge, stellte in Aussicht, dass die Kommunikation mit dem LBV immer stärker digital ablaufen werde und kündigte an, die Anzahl der Beschäftigten aufstocken zu wollen, um dem zusätzlichen Arbeitsvolumen gerade auch durch den Führerscheinumtausch weiterhin gerecht werden zu können. Bezüglich der Fristverlängerung für die Theorie-Prüfung appellierte Oltrogge direkt an die Fahrschulen: „Auch bedingt durch Corona ist die Nachfrage hier enorm gestiegen. Wir brauchen Ihre Unterstützung, damit sich das wieder ändert.“ Knapp 1.300 Anträge auf Fristverlängerung für die Theorie-Prüfung seien 2021 beim LBV eingegangen, in der Zeit vor der Pandemie seien es lediglich rund 40 Anträge jährlich gewesen. „Den großzügigen Umgang mit Antragsverlängerungen werden wir im Laufe des zweiten Quartals wieder auf ein normales Maß zurückfahren“, so Oltrogge.

An die Ausführungen des LBV-Geschäftsführers schloss sich direkt eine hitzige Diskussion. Für die Prüfungsfrist-Verlängerungen gäbe es durchaus viele triftige Gründe – vor allem vor dem Hintergrund der Pandemie und der hohen Ansteckungsrisiken. Allzu frühe und große Strenge bei der Antragsbearbeitung würde die Fahrschulen in der ohnehin bereits angespannten Situation noch stärker in Bedrängnis bringen, denn „die Fahrschülerinnen und Fahrschüler, deren Fristen ablaufen, machen uns die Hölle heiß“. Außerdem könne die Bearbeitungsdauer für Online-Anträge aus der Sicht einiger Fahrschulen mitnichten bei 15 Kalendertagen liegen, da viele Kollegen noch heute auf Anträge von vor drei bis vier Monaten warten würden. Kai Podewski räumte daraufhin Probleme in der Vergangenheit ein, „bei denen wir aber inzwischen nachsteuern konnten“. Er bat darum, bei Beschwerden zu konkreten Fällen direkt den Kontakt zur LBV zu suchen und die dafür vorgesehenen Kanäle zu nutzen.

TÜV: Coronaüberhang bald abgebaut

Bei TÜV Hanse-Geschäftsführer Hero Wilters fiel die Rückschau auf das vergangene Jahr positiver aus. Sowohl die Einführung der OPFEP als auch des B197 seien weitestgehend problemlos verlaufen. Auch der Terminstau bei den praktischen Fahrerlaubnisprüfungen – der sogenannte Coronaüberhang – habe sich inzwischen beinahe erledigt. Neu eingestelltes Personal habe dazu beigetragen, dass 2021 trotz Prüfzeitverlängerung wieder deutlich mehr Fahrerlaubnisprüfungen als noch 2020 abgewickelt werden konnten. „Der Bedarf an Prüfplätzen ist im Wesentlichen abgebaut, es gibt nur noch vereinzelte Beschwerden“, erklärte Wilters. Das mache sich auch mit einem verbesserten Prüfklima im Auto bemerkbar.

Die Nichtbestehensquote über alle Klassen liege um 45 Prozent, die der Klasse B bei über 50 Prozent, „mehr als jede zweite Prüfung geht also in die Hose“. Nach Wilters Erfahrung seien dafür nicht zuletzt auch einige Fahrschulen verantwortlich, die mit ungeeigneten Bewerbern Prüfplätze verschwenden würden. „Fahrschulen, die keine gute Ausbildung machen, sind zwar in der Minderheit, aber sie sind dennoch mit verschiedenen Geschäftsmodellen am Markt – das bewegt uns,“ sagte Wilters. Ebenfalls Sorge bereiten ihm immer „kreativere“ Betrugsversuche bei Theorieprüfungen, unter anderem mit manipulierten FFP2-Masken. „Das ist zwar noch nicht die Regel, zieht sich aber erkennbar durch alle Arten von Prüfungen“ – auch in der Fahrlehrerausbildung.

Im Jahr 2022 werden weitere neue TÜV-Mitarbeiter ihre Ausbildung abschließen, „damit können wir uns breiter aufstellen und dann kommt wieder mehr Kapazität für den Bereich Fahrerlaubnis raus“, berichtete Wilters weiter. Demnach sei davon auszugehen, dass auch die zu erwartenden steigenden Anfragen in der schönen Jahreszeit zu bewältigen sein werden. Am Ende des TÜV-Berichts stellte sich noch der neue Leiter des Bereichs Fahrerlaubnis, Peter Rupp, der Axel Brodersen nachfolgen wird, der versammelten Fahrlehrerschaft vor und betonte: „Mir ist besonders wichtig, dass wir alle immer im Dialog bleiben.“

Fahrlehrerversicherung: Naturgefahren und neue Tarife

Was die Fahrlehrerversicherung im Jahr 2021 beschäftigt hatte, beschrieb Stefan Kottwitz. Ein zweites Corona-Hilfspaket sei mir 17.000 fiktiv stillgelegten Pkw gut angenommen worden. „Halter von Fahrzeugen, die 2020 schadensfrei gefahren sind, haben ab August 2021 ihre entsprechenden Beiträge von uns zurückbekommen,“ fügte Kottwitz hinzu. Die fortschreitende Digitalisierung zeige sich auch bei der Fahrlehrerversicherung durch die Optimierung ihres 2020 neu eingeführten Bestandsführungs- und Schadensystems und der Digitalisierung ihres Finanzwesens sowie der Personalabteilung. „2021 war für uns außerdem das Naturgefahrenschadenjahr,“ konstatierte Kottwitz – allein ein Hagelsturm im Juni im Süden Deutschlands habe einen Schadenaufwand von über drei Millionen Euro verursacht. Auch durch die Überschwemmungskatastrophe in NRW musste die Fahrlehrerversicherung 200 Schäden mit einem Schadendurchschnitt von über 8.000 Euro verzeichnen, „das haben wir vorher so überhaupt noch nie gesehen“. Die hohe Anzahl der Schäden habe aber laut Kottwitz keine negativen Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis.

Seit September 2021 stehe den Versicherten ein neuer Pkw-Tarif mit drei verschiedenen Tarifen zur Auswahl. Für das Jahr 2022 stellte Kottwitz eine neue private dreistufige Unfallversicherung, eine neue Gebäudeversicherung und die Überarbeitung weiterer Sach-/ Haftpflicht-/ Unfallprodukte in Aussicht. Zusätzlich werde man das Kundenportal weiterhin optimieren.

BVF: Neuerungen für die Branche

Nach einer kleinen Mittagspause, in der die Verbandsmitglieder in mehreren virtuellen Räumen ihre Anliegen direkt mit den Vertretern der einzelnen Organisationen besprechen konnten, war die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF) an der Reihe. Der Vorsitzende, Jürgen Kopp, gratulierte zum 70-jährigen Verbandsjubiläum und merkte an: „Dass es in dieser langen Zeit nur wenige Wechsel im Vorstand gegeben hat, ist ein Zeichen für beständige Verbandsarbeit und die Wertschätzung der Mitglieder für ihren Landesverband.“ Ebenfalls erfreulich fand der BVF-Vorsitzende den bundesweiten Anstieg der Zahl der im vergangenen Jahr durchgeführten praktischen Fahrerlaubnisprüfungen über beinahe alle Klassen hinweg. Dies führte er auch auf die Anstrengungen der technischen Prüfstellen zurück. „Und das zeigt, dass wir etwas bewegen können, wenn wir miteinander sprechen,“ so Kopp.

Für die kommenden Jahre sagte der BVF-Vorsitzende turbulente und schwierige Zeiten für die Branche voraus. Die Arbeit der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer werde sich stark verändern und gleichzeitig im Rahmen einer erfolgreichen Verkehrssicherheitsarbeit noch mehr an Bedeutung gewinnen. Zu den wichtigsten Themen des Berufsstands, mit denen sich die BVF beschäftige, zählen laut Kopp die Einbindung von Fahrerassistenzsystemen in die praktische Ausbildung und die Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen für einen digitalen Theorieunterricht. „Wir wollen den Online-Unterricht nicht per se verhindern, aber wir wollen ihn geregelt haben – und wir wollen, dass die Fahrlehrer nicht hinten runterfallen,“ stellte Kopp klar. „Wir tun alle gut daran, uns darüber gemeinsam Gedanken zu machen und mit den Landesverbänden das weitere Vorgehen zu besprechen.“ Zahlreiche weitere Fragestellungen rund um die 15. Änderungsverordnung der FeV, das Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz, den Führerscheinumtausch, Prüfplatzkapazitäten und weitere verkehrspolitische Änderungen durch politische Neubesetzungen gestalten die tägliche Arbeit der Bundesvereinigung sehr vielfältig und zunehmend herausfordernd.

Immer noch Corona

„Natürlich hat uns die Pandemie auch 2021 weiterhin so beschäftigt, dass Corona an erster Stelle stand“, startete Sabine Darjus den Geschäftsbericht. Die Auslegung der jeweiligen Corona-Verordnungen und die Beantwortung der Anfragen der Mitglieder zu den Regelungen habe viel Zeit in Anspruch genommen. „Wir waren bemüht, Sie jederzeit ganz aktuell auf dem Laufenden zu halten“, so Darjus. Beschwerden über zu wenig Prüfplätze haben laut der Vorsitzenden im Verlauf des vergangenen Jahres abgenommen. Der stellvertretende Vorsitzende, Michael Witt, berichtete, er sei zusätzlich mit der Beratung bei wettbewerbsrechtlichen Fragen und Hilfestellungen im Bereich der Fahrschulüberwachung beschäftigt gewesen. Sein Kollege, Bernd Ehlers, habe sich mit dem Arbeitskreis Zweirad besonders bei der Motorrad-Weiterbildung engagiert. Seit 2021 seien im Bezirk Bergedorf mit Nicole Neubauer und Claudia Fehrmann zudem zwei neue Bezirksleiterinnen aktiv.

Nachdem Darjus dargelegt hatte, dass die verbandseigene Sterbekasse ihren ursprünglichen Zweck nicht mehr erfülle, wurde der Beschluss gefasst, die Solidargemeinschaft aufzulösen. Im Anschluss wählten die zugeschalteten Verbandsmitglieder Ulf Jörgensen als Nachfolger für den langjährigen Behindertenbeauftragten Tomas Ciura.

Zum internen Teil der Mitgliederversammlung gehört traditionsgemäß auch die Ehrung der Jubilare, die aufgrund des Online-Formats ihre Urkunden inklusive kleinem Präsent per Paket nach Hause geschickt bekommen hatten. Auch die Verbandsvorsitzende, Sabine Darjus, beging in diesem Jahr ein Jubiläum – sie ist inzwischen seit 40 Jahren Fahrlehrerin. Am Ende der Veranstaltung gratulierten ihr die beiden stellvertretenden Vorsitzenden und überreichten ihr einen Geschenkkorb. „Vielen Dank für deinen tollen Einsatz – insbesondere in den Pandemie-Jahren,“ bedankte sich Michael Witt und ergänzte: „Nächstes Jahr sehen wir uns dann hoffentlich alle endlich live wieder.“

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