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Früh übt sich mit AM15

25.04.2018 13:10 Uhr
Kurt Bartels gratuliert Marco Dammmüller zur Wiederwahl als Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Brandenburg
© Foto: Thomas Cyganek

AM15 als Grundlage für Mobilität im ländlichen Raum: So sahen es Fahrlehrer und Behördenvertreter beim Verbandstag der brandenburgischen Fahrlehrer in Blankenfelde-Mahlow.

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Die Pilotphase von AM15 solle bis 2020 ausgedehnt werden, die entsprechende Verordnung laut BMVI kommen, teilte Iris Wilhein, die Referatsleiterin Straßenverkehr im Landesministerium für Infrastruktur, den Fahrlehrern mit. Sie sollte Recht behalten: Wenige Tage später machte das Ministerium seine Ankündigung wahr und verlängerte die Testphase. Es seien außerdem – ein Wunsch der Fahrlehrer – vier weitere AM-15-Prüforte in Arbeit. Auch zum Thema BF 16 äußerte sich die Behördenvertreterin optimistisch: Wenn es  eine gute Idee wie BF17 schon gebe, solle diese ausgedehnt werden, sagte sie. Sie sprach sich für deshalb für ein Modellprojekt aus, zusammen mit Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Die Verkehrsministerkonferenz tat es ihr kurze Zeit darauf nach und stimmte ebenfalls dafür.

Mehr AM-15-Prüforte gewünscht

Wilhein stellte in ihrem Vortrag außerdem hilfreiche pädagogische Konzepte ihres Referats vor, unter anderem einen Kurzfilm zum Thema Ablenkung aus der Verkehrssicherheitskampagne „Lieber sicher, lieber leben“. Es gehe es darum, ein Bewusstsein zu schaffen, wie verletzlich jeder Verkehrsteilnehmer sei, erläuterte sie. „Besonders gut funktioniert das auf der emotionalen Ebene, das Erlebte wird dadurch nachhaltig.“ In der Tat: Der bedrückende Inhalt des Films hinterließ bei den Anwesenden betretene Gesichter. „Nutzen Sie diese Konzepte in ihrer täglichen Fahrschul-Arbeit, um junge Menschen zu erreichen“, schlug sie vor. „Denn Sie kommen an die jungen Leute heran.“

Marco Dammmüller, der Vorsitzende des Fahrlehrerverbands Brandenburg, machte sich nach Wilheins Vortrag noch einmal nachdrücklich für mehr AM-15-Prüforte stark – nämlich für acht statt derzeit vier –,  um lange Fahrzeiten im Flächenland Brandenburg zu verhindern. Bei BF16 befürwortete er, dass sich Bewerber ein halbes Jahr vorher - also mit fünfzehneinhalb - anmelden können. „Die Begleiterzeit soll länger sein“, forderte er.

BF-17-Begleiter: nicht mehr als ein Punkt

Peter Labitzke vom Landesamt für Bauen und Verkehr nahm die AM15/BF17-Thematik zum Anlass, über eine wichtige Voraussetzung für BF-17-Begleitperson zu sprechen: Die begleitende Person dürfe zum Zeitpunkt der Beantragung nicht mit mehr als einem Punkt belastet sein. „Fragen Sie den Begleiter deswegen gleich bei der Anmeldung“, riet er den Fahrlehrern. Denn: „Wer mit zwei Punkten beantragt, kann nicht Begleiter werden - auch wenn er gerade an einem FES teilnimmt.“

Außerdem stieg er ein in die Tiefen des neuen Fahrlehrerrechts: So müsse die „ständige berufliche Eignung“ der Fahrlehrer erstmalig bei der Beantragung der Fahrlehrerlaubnis nachgewiesen werden, dieser Nachweis dürfe aber nicht älter als ein Jahr sein. Inhaber einer vor dem Inkrafttreten des neuen Rechts erteilten Fahrlehrerlaubnis müssten ihre Eignung erstmals bis spätestens 31.12.2023 nachweisen. „Altfahrlehrer“ haben also eine Schonfrist. Eine Fahrlehrerlaubnis in den Klassen C1 bzw. C1E kann diesen Nachweis ersetzen, diese müsse aber nach dem 31.12.98 erworben sein. „Das ist eine Klarstellung, die es noch im Gesetz geben wird“, stellte er klar. Ausführungen zum Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetz sowie der FeV schlossen seinen Vortrag ab

Irritationen durch IFES-Studie

Auch Andreas Schmidt vom Dekra hatte das Thema auf dem Schirm und auf eine AM-15-Studie ein, die Irritationen ausgelöst hat: Das Institut für empirische Soziologie (IFES) orakelte über mögliche negativen Auswirkungen des Moped-Führerscheins mit 15. Schmidt präsentierte seine eigene Auswertung der Zahlen – und diese sprach eindeutig für AM 15: Der prozentuale Anteil von AM-15-Teilnehmern als Unfallverursacher habe in Sachsen 2016 bei nur 0,9 Prozent gelegen und sei leicht rückläufig. Das treffe auf die gesamte Modellregion zu. Außerdem seien die Unfallzahlen und die Delikthäufigkeit im Vergleich zu AM 16 sogar abgesunken, setze man diese ins Verhältnis zur Anzahl der ausgehändigten Fahrerlaubnisse.

Schmidt erwähnte noch eine zweite Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Diese habe von vornherein „eine auffällig niedrige Zahl“ an Verkehrsdelikten festgestellt. Sein Fazit: „AM 15 bietet Unabhängigkeit und Mobilität.“ Außerdem habe es eine hohe Akzeptanz und werde von 99 Prozent früherer Teilnehmer empfohlen. „Früh übt sich“, empfahl er.

Zum Prüfgeschehen in Brandenburg: Die Zahl der theoretischen und praktischen Prüfungen stieg laut Schmidt im Land um 7,6 bzw. 5,6 Prozent. Gründe hier sah er im Zulauf durch Migranten und die höhere Erfolgsquote bei Umschreibungen. In der Fahrerlaubnisklassen B/BE gab es 9,2 Prozent mehr Prüfungen, AM/AM15 stieg um 14,9. Die Erfolgsquote in der Theorie sank von 57 auf 55,9 Prozent (2017), in der Praxis bei 67,2 Prozent auf 65,9 Prozent.

Bartels: „Und wir Jecken sind noch am Schalten“

Vor seinen eigentlichen Vortrag setzte Kurt Bartels eine Beschwerde: Erneut seien die Fahrlehrer bei der Umsetzung des neuen Fahrlehrergesetzes nicht involviert, diesmal bei der „Reparatur“ von Schwachstellen. Er bezeichnete dieses Vorgehen als undemokratisch und appellierte an seine Vorrednerin, Referatsleiterin Iris Wilhein: „Arbeiten sie mit uns zusammen.“

„Für die Zukunft gut gerüstet?“, lautet in diesem Jahr das BVF-Vortragsthema. Zunächst ging Bartels auf die anstehende Feinjustierung der Fahrlehrerrechtsreform ein: „Nach der Reform ist vor der Reparatur“, sagte er und bat die Fahrlehrer um Rückmeldungen, wo nachgebessert werden müsse. Bartels nannte aktuelle Knackpunkte: So sei der Tagesnachweis nicht wirklich weggefallen und werde von 90 Prozent der Kollegen wie bisher weitergeführt. „Auf diese Weise gibt es keine Probleme bei der Rechnungsstellung“, sagte er. Beim Thema Überwachung beklagte er deren Charakter als reine „Fehlersuche“. Überwachung solle aber eher als Qualitätssicherung gesehen werden. „Es gibt Hunderte von Fahrschulen, die ihren Job richtig machen, das sollte ebenso zur Sprache kommen.“

In puncto Fahrassistenzsysteme stellte Bartels klar, dass Umgang damit muss gelernt sein müsse, denn die System hätten ihre Grenzen und forderte, diese in Ausbildung und Prüfung einzubinden. „Wir brauchen Ihre Mithilfe, um das in den Fahrzeugen zu üben. Das ist eine Chance für den Beruf“, rief er den Fahrlehrern zu.

Beim „Megathema“ autonomes Fahren forderte er klare Vorgaben des Gesetzgebers: Die EU müsse endlich die Automatikregelung abschaffen, diese sei ein „Hemmschuh“ bei der Anwendung von Fahrassistenzsystemen. „Staupilot, E-, Hybrid- und Wasserstofffahrzeuge funktionieren nur mit Automatik“, sagte er, „und wir Jecken in Deutschland sind noch am Schalten“. Er erinnerte an die Zeit von 1976 bis 1986, als in der Bundesrepublik Deutschland nach der Ausbildung im Automatikfahrzeug sechs Stunden Schaltausbildung reichten, um einen Führerschein ohne Automatikeintrag zu bekommen. „Jetzt ist so ein System wieder vorstellbar“, sagte er.  „Warum kann Deutschland hier  nicht Vorreiter sein und ein entsprechendes Projekt ins Leben rufen?“ Die Fahrlehrer seien  bereit, wenn der Gesetzgeber grünes Licht gebe.

„Die Stimmung in den Fahrschulen ist gut, es brummt. Wir sind gut gerüstet, aber brauchen die Unterstützung durch Partner und Gesetzgeber. So können wir gemeinsam die Herausforderungen der Verkehrssicherheit lösen“, lautete sein Fazit.

Volkswagen: Angebotslücke bis ins vierte Quartal

Jens Kotschwar vom Hauptaussteller Volkswagen stellte Neuigkeiten aus seinem Unternehmen vor. 17 Prozent Nachlass erhalten Fahrschulen nach seiner Aussage auf den Listenpreis, bei E- und Hybridfahrzeugen sind es zehn Prozent. Das Fahrschulpaket ab Werk sei für den Golf erhältlich – aber erst wieder ab dem vierten Quartal. „Da kann es zu Angebotslücken kommen“, warnte Kotschwar. Grund seien zahlreiche  Tests im Zusammenhang mit der Einführung des neuen WLTP-Verfahrens zur Messung von Abgaswerten und Spritverbrauch.

Für Golf Sportscan, T-Roc und Polo sei das Fahrschulpaket für die Zukunft geplant. Ab Juni sei zudem der neue Touareg erhältlich, ab August der neue Sportscan und Polo GTI, T-Roc und Polo kommen im November. Zuletzt stellte Kotschwar noch die zukünftige Generation von Elektroautos vor, Volkswagens I.D.-Family. Diese trete ab 2020 an mit den Modellen Neo, Crozz und Buzz.

Solide Zahlen bei der Fahrlehrerversicherung

Stefan Kottwitz, Vorstandsmitglied der Fahrlehrerversicherung, berichtete aus dem laufenden Geschäftsjahr seines Unternehmens. Die Zahl der Kunden sei, entsprechend dem Rückgang der Fahrschulen, um 1,5 Prozent gesunken, dennoch sei der Vertragsbestand um 0,2 Prozent gestiegen. Er führte diese Entwicklung auf die Tendenz zu größeren Fahrschulen zurück. Die Zahl der Schäden liege wie im Vorjahr bei 20.700. Insgesamt habe die Fahrlehrerversicherung vorläufig ein Ergebnis von etwa einer Million Euro erzielt, die ins Eigenkapital fließe. Kottwitz wies zum Ende seines Berichts noch auf die Fahrerschutzversicherung sowie die Aktion "Kunde empfiehlt Kunde" hin.

Gedankenspiele vom Vorsitzenden

„Sind wir für die Zukunft gut gerüstet?“, fragte auch Marco Dammnüller zu Beginn des internen Teils und meinte – anders als Kurt Bartels im BVF-Vortrag – weniger den gesamten Berufsstand, sondern die Fahrlehrerverbände im Speziellen. Die Verbandsarbeit habe sich geändert, Aussteller seien schwieriger zu finden, leitete er sein Gedankenspiel ein. Er schlug vor, analog zu den Nordverbänden eine Zusammenarbeit der Ost-Verbände auszuloten, „um Synergien zu schaffen“, wie er es nannte. Zu einer gemeinsamen Mitgliederversammlung – mit separaten internen Teilen – habe es schon positive Rückmeldungen aus den Kreisgruppen gegeben, sagte er. „Anfang Mai sind Beratungen darüber denkbar, die Ergebnisse werden selbstverständlich den Verbandsmitgliedern zur Abstimmung gestellt.“

145 Mitglieder hat der Verband laut Dammmüller zum 13. März 2018, das sind zwölf weniger als im Vorjahr. Als Gründe für diesen Schwund nannte der Alter, Geschäftsaufgabe und Sterbefälle. Der Verband hat seinen Angaben zufolge deutlich mehr Selbstständige als Angestellte, was sich auf die Stärke der Kreisgruppen auswirken würde „Es gibt deswegen Überlegungen im Vorstand, die Kreisgruppen neu zusammenzulegen“, sagte er.

Zu Abstimmung stand am Ende der Veranstaltung auch die Arbeit des Vorstands: Die anwesenden Verbandsmitglieder entlasteten diesen einstimmig und wählten Dammmüller ebenfalls einstimmig erneut zum Vorsitzenden.

(tc)


Mitgliederversammlung Brandenburg 2018

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