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„In Bayern wird es keine Fahrverbote geben!“

03.05.2018 08:00 Uhr
Die Bayern haben einen neuen Vorstand gewählt: Schorsch Maier, Sigi Winter, Jürgen Kopp, Harald Pascher, Ingo Jeray (v.l.n.r.)
© Foto: Sylke Bub

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann überraschte mit einer vehementen Aussage bei der Mitgliederversammlung des Landesverbandes Bayerischer Fahrlehrer.

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Die bayerischen Verbandsfahrlehrer haben einen neuen Vorstand. Jürgen Kopp, bislang 3. Vorsitzender, führt den größten deutschen Landesverband jetzt an. Dr. Walter Weißmann, der turnusgemäß zur Wahl gestanden hatte, war nicht mehr angetreten und von seinen Mitgliedern mit einem stehenden Applaus verabschiedet worden. Auf die Position des 3. Vorsitzenden rückte der bisherige 4., Schorsch Meier nach. Er setzte sich mit 160 zu 92 Stimmen gegen Harald Pascher durch. Bei der Wahl zum 4. Vorsitzenden trat Pascher dann gegen Boris Großkinsky, Christian Unger und Charly Weimer an und konnte sich im zweiten Wahlgang mit 126 zu 117 Stimmen gegen Großkinsky durchsetzen.

Offene Tür im Innenministerium

Innenminister Joachim Herrmann gratulierte dem neuen 1. Vorsitzenden: „Sie haben ja schon an vielen Projekten mitgewirkt, haben sich unter anderem bei der Ausbildung der Sachverständigen große Verdienste erworben und starten mit großer Erfahrung. Bei uns im Innenministerium stehen die Türen für Sie weit offen!“ Herrmann dankte Weißmann, der 41 Jahre Berufserfahrung habe und dem die Verkehrssicherheit stets am Herzen gelegen habe, für seine Bemühungen um die „Erhöhung der pädagogisch-didaktischen Kompetenz der Fahrlehrer“.

Dem Bundesvorsitzenden Gerhard von Bressensdorf dankte der Minister für dessen „sehr konstruktive Arbeit an der Fahrlehrerrechtsreform“. Besonders hob er hervor, dass es mit der Reform gelungen sei, die Ausbildung der Fahranfänger und des Fahrlehrernachwuchses zu verbessern. Die Verlängerung der Fahrlehrerausbildung auf zwölf Monate sei dabei „notwendig, aber auch ausreichend gewesen“. Zum Abschluss überraschte Herrmann mit einer Aussage zu den drohenden Fahrverboten. „Es gibt keine Diesel-Fahrverbote bei uns“, versprach er den Fahrlehrern.

„Was diese Informationen wert sind, merkt man erst später!“

Weißmann informierte in seinem Bericht über das abgelaufene Geschäftsjahr, dass die Zahl der Mitglieder von 2.338 auf 2.305 gesunken sei. Manch Fahrlehrer verzichte auf die Mitgliedschaft und suche Infos in den sozialen Medien. „Was diese Informationen wert sind, merkt man erst später“, so Weißmann.

2.138 Fahrschulen gebe es aktuell in Bayern, so der scheidende Landesvorsitzende, und zusätzlich 1.990 Zweigstellen. Auch hier sei ein leichter Abwärtstrend zu erkennen, sagte Weißmann, der einen Zehn-Jahres-Überblick mitgebracht hatte. „Höhepunkt“ war demnach 2015 mit 2.199 Hauptstellen. Die meisten Zweigstellen gab es im Jahr 2010 – damals waren es 2.066.

Fahrlehrernachwuchs ausgezeichnet

Zwei Nachwuchsmitglieder konnten die bayerischen Fahrlehrer auf der Bühne beklatschen: Saskia Wagner (VM Verkehrsinstitut München) und Joachim Stettner (Verkehrsinstitut Schielein, Nürnberg) wurden als beste Absolventen der Fahrlehrerprüfungen im vergangenen Jahr ausgezeichnet.

Jeder Vierte hat einen Schaden

Ungefähr jeder vierte Kunde der Fahrlehrerversicherung hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Schaden gemeldet, berichtete Vorstandsvorsitzender Andreas Anft. Das entspreche in etwa den Zahlen aus dem vorhergehenden Jahr. Trotzdem sind die Schadenaufwendungen um rund ein Prozent gestiegen, da die Reparaturkosten wegen immer aufwändigerer Technik in den Autos steigen. Auch die Kapitalanlage mache keine Freude: „Statt Zinsen zu bekommen, müssen wir aktuell 0,4 Prozent für unsere Rücklagen zahlen“, so Anft. Nichtsdestotrotz ist es dem berufsständischen Versicherer gelungen, ein leicht positives Jahresergebnis einzufahren, das in die Rücklagen fließt.

TÜV übernimmt Inkasso

Jürgen Wolz vom TÜV Süd bat die Fahrlehrer für die Verzögerungen bei den Prüfungen um Entschuldigung. Der TÜV habe die Personalkapazitäten bereits ordentlich aufgestockt. Bevor diese Maßnahmen in Gänze greifen können, brauche es aber noch ein wenig Zeit, da die Ausbildungszeit der Fahrerlaubnisprüfer zwei Jahre betrage. Wolz sprach außerdem über das neue Online-System, das auch das Inkasso für die Fahrschüler übernehme, wenn die Fahrschule das wünscht.

Fahrlehrerschaft hat alle Herausforderungen gemeistert

Mut für die Zukunft machte Bundesvorsitzender Gerhard von Bressensdorf: „Wir hatten schon immer viele Veränderungen und Herausforderungen zu bewältigen - und wir haben sie alle gemeistert!“ Auch die aktuelle Gesetzesreform sei nicht die erste, die die Fahrlehrerschaft umzusetzen habe. „Schon bei der letzten Reform hat uns Vieles gepasst und Manches nicht.“ Näher war er auf das Thema schon bei der Diskussionsveranstaltung des LBF am Vortag eingegangen: „Dass man bei einer solchen Reform nachbessern muss, ist ganz normal“, hatte er dort erklärt. „Wichtig war, das neue Gesetz auf den Weg zu bringen. Was man nicht von Anfang an durchbringen kann, kann man im Nachhinein – wenn es erste Erfahrungen aus der Praxis gibt - schnell und viel besser erreichen. Und dafür setzt sich Ihr Verband ein!“

Reform im Wesentlichen gelungen

Alles in allem sei die Reform gelungen, so von Bressensdorf. „Und alle, die sagen, wir brauchen eine zweijährige Fahrlehrerausbildung, weise ich auf den Fahrlehrermangel hin. Wie sollten wir es bewältigen, wenn jetzt auf einmal zwei Jahre lang keine neuen Fahrlehrer auf den Markt kommen? Die Anhebung der Ausbildungszeit muss sukzessive erfolgen!“

Er verschloss aber auch nicht die Augen vor den Mängeln der Reform: „Es hat mich schwer betroffen gemacht, dass uns von einem bayerischen Politiker der freie Mitarbeiter aufgezwungen worden ist. Rechtlich kann das nämlich nicht praktiziert werden“, sagte er und wies unter anderem auf die Kollisionen mit der Sozialgesetzgebung hin.

Außerdem sei die Entbürokratisierung eine Mogelpackung, denn die Arbeitszeiten müssen weiterhin nachgewiesen werden – auch wenn der Tagesnachweis nach dem Gesetz wegfällt. „Und wenn Fahrlehrer alle fünf Jahre ein Führungszeugnis beibringen müssen, dann sollten das aber bitte auch alle anderen pädagogischen Berufe – angefangen von den Lehrern bis zu den Pfarrern, denn auch die haben eng mit jungen Menschen zu tun!“

Bei der Überwachung forderte er, dass keine Kostensteigerung auf die Fahrlehrerschaft zukommt und außerdem mehr Effizienz. „Pädagogik ist etwas ganz Wichtiges, aber die Fachkompetenz eines Fahrlehrers liegt nicht nur in der Pädagogik!“

Ständig Ovations für Gerhard von Bressensdorf

Schlusspunkt der Versammlung waren mehrere Minuten lange Standing Ovations für Gerhard von Bressensdorf, der die Mitglieder nach seiner temperamentvollen Rede informierte, dass seine Amtszeit als Bundesvorsitzender Mitte des Jahres ende und er nicht erneut zur Wahl stehen werde. 

(Sylke Bub)

 


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