Nach Begrüßungsworten von Gerhard Grünig, Chefredakteur der „Fahrschule“, eröffnete Jürgen Kopp, Vorsitzender der BVF, die Veranstaltung „Fahrschule Dialog“ als Auftakt des 10. Fahrlehrerkongress mit einem Vortrag über die Standpunkte des BVF in Bezug auf die Fahrausbildung in Deutschland.
Er begann mit einer Kritik an den Plänen des Verkehrsministers, die Führerscheinkosten zu senken: Fahrlehrer sehen die Worte Schnieders als Angriff auf ihre Tätigkeit, einen „Schlag vors Gesicht“ und ein „aufdoktrieren“ von Entscheidungen, die im Vorfeld jedoch nicht hinterfragt wurden, findet Kopp. Auch seinen angekündigten 15-minütigen Besuch am Folgetag, dem ersten offiziellen Tag des Fahrlehrerkongress, hält er für recht kurz.
Es sei ihm bis heute nicht möglich, eine adäquate Aussage zu treffen, wie man den Führerschein günstiger machen könnte, so Kopp. Es wird viel diskutiert, aber es muss auch umsetzbar sein, betonte er. Auch Ideen, wie etwa das Österreich-Modell, ließen sich so nicht eins zu eins in Deutschland umsetzten.
Die Ziele der Branche sind jedoch klar: Digitalisierung, Effizienz und Fahrsicherheit vereinen. Es gebe dazu schon eine ausformulierte Fahrschulausbildungs-Reform, merkte Kopp an, dies scheine das Verkehrsministerium allerdings nicht zu interessieren. Kopp appellierte, den begonnenen Weg weiter fortzuführen. In den letzten zwei Jahrzehnten habe sich viel getan, was etwa die gesunkenen Unfallzahlen von Verkehrsanfängern in Deutschland belegen.
"Es ist etwas wert, was wir alle geleistet haben. Und das sollten wir uns nicht nehmen lassen."
– Jürgen Kopp, Vorsitzender der BVF.
Schritte zur modernen Fahrausbildung
Im Anschluss sprachen Harry Bittner, Vorsitzender vom Thüringer Fahrlehrerverband, Claudia-Maria Ewers-Lauer, Präsidentin der Deutschen Fahrlehrer-Akademie und Frank Walkenhorst, Vorsitzender vom Fahrlehrer-Verband Schleswig-Holstein, die Themen „Fahraufgabenkataloge und Lernbereiche“, „Ausbildungseinheiten und Fahrkompetenzen“ sowie „Verzahnung und Ausbildungshilfen“ an.
Frank Walkenhorst, ging dafür zunächst die GDE-Matrix (Goals for Driver Education) nach Hatakka, aus dem Jahr 2002, durch: „Unsere Aufgabe ist nicht nur, Wissen zu vermitteln, sondern auch verschiedene Kompetenzen beizubringen“, merkte er an. Ewers-Lauer betonte dabei die Wichtigkeit, dass auch Nicht-Routinesituationen gut abgewickelt werden können müssen: „Wir haben hohe Anforderungen im Straßenverkehr und diese Kompetenzen müssen ausgebildet werden.“
Anschließend wurde der Fahraufgabenkatalog (FAK) hervorgehoben. Bittner sagte: „Wenn der Fahraufgabenkatalog stirbt, verkümmert der Beruf des Fahrlehrers zur sprechenden Bedienungsanleitung.“
Die Struktur des FAK eröffne schon verschiedene Möglichkeiten, wie etwa den Fahrschüler zu bewerten oder zu motivieren. Wenn man sich gemeinsam vorbereite, wo dieser hinwolle und nach der Fahrstunde bespricht: Sind wir der Erfüllung der Kompetenzen näher gekommen? Dann habe man dafür schon viel getan. Anhand der Kompetenzbeschreibung könne man ein passgenaues Feedback geben. So könne – wie von Schnieder gewünscht – die Fahrausbildung transparent gemacht werden.
Anschließend betonte Walkenhorst: „Die Verknüpfung von Praxis und Theorie ist ganz wichtig. Fahraufgaben müssen in der Theorie vorbereitet werden.“ Zudem hob er hervor, dass das „alles kann, nichts muss“ in einer Ausbildung von jungen Leuten nichts zu suchen habe.
Der Curriculare Leitfaden als unverzichtbarer Bestandteil einer professionellen Fahrausbildung
Nach dem gemeinsamen Mittagessen stellten Bittner, Ewers-Lauer und Walkenhorst die überarbeitete Version des curricularen Leitfadens vor, denn, wie Bittner sagte: „Es macht nur Sinn, wenn der Fahraufgabenkatalog (was gelernt werden muss) und der curriculare Leitfaden (wie gelernt werden muss) zusammenpassen." Es gehe ihnen darum, die professionelle Fahrausbildung weiterzutreiben.
Ewers-Lauer merkte dabei an: "Es wird sehr umfangreich werden, weil jeder Bereich sehr ausführlich ausgearbeitet wurde.“ Aus ihrer Sicht sei dies aber auch sehr unterstützend. Etwa wurden aus fünf Stufen vier gemacht, alle Aufgaben aus dem Fahraufgabenkatalog wurden eingebunden und auch Assistenzsysteme finden Eingang in den curricularen Leitfaden - er werde jedoch trotzdem noch ins Handschuhfach passen, beteuerten sie.
Ebenso solle die Ausbildungsdiagrammkarte optimiert und verändert werden.
Im Blick: Die Fahrerlaubnisprüfung
Am Nachmittag bedankte sich Mathias Rüdel, von TÜV | DEKRA arge tp 21, für die verlässliche Partnerschaft mit den Anwesenden. Dann fokussierte er die Fahrerlaubnisprüfung und ging auf die aktuellen Diskurse ein, wie die Kostenentwicklung, die Bestehungsquoten sowie die veränderte Fahrausbildung.
„Wir müssen mehr argumentieren und mit den Zahlen der gesunkenen Unfälle (von Fahranfängern) nach außen treten“, forderte er. Ein anderes Vorzeigethema sei der eigentliche Prüfungserfolg, der jedoch häufig falsch gelesen werde: „Jeder Zweite fällt durch die Theorieprüfung – wenn man dies auf die Bewerber bezieht, sieht man jedoch, dass von allen Prüflingen rund 70 Prozent beim ersten Mal bestehen - von den 30 Prozent, die durchfallen, fallen aber 39 Prozent beim zweiten Mal wieder durch.“
Er wünscht sich des Weiteren, auch mit den Entscheidern in einen fachlichen Diskurs zu gehen.
Aktueller Stand der BKF-Aus- und Weiterbildung
Als letzter Programmpunkt berichteten Volker Uflacker, Sachgebietsleiter der Prüfungsorganisation Verkehr, Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld, und Klaus Napierksi, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Niedersachsen, vom aktuellen Stand der BKF-Aus- und Weiterbildung.
Demnach wären die Verordnungen zum Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz (BKrFQG) von 2024, etwa zur geplanten Einführung von Online-Unterricht, eigentlich schon beschlussfähig. Im Juli 2025 gab es jedoch noch einen Änderungsvorschlag, weshalb sich dies nun in die Länge zieht. Ein Abschluss noch in diesem Jahr sei jedoch geplant.
Uflacker sprach sich erneut zur Nutzung der AusweisApp aus, da diese viele Prozesse vereinfache.