BMV: Reformvorschläge für moderne, sichere und kostengünstigere Fahrausbildung

16.10.2025 17:37 Uhr | Lesezeit: 5 min
Patrick Schnieder präsentiert Reform der Fahrschulausbildung
In einer heutigen Pressemeldung wurden die nächsten Schritte der Reform der Fahrschulausbildung angekündigt
© Foto: BMV

Neues aus dem Verkehrsministerium zur Reform der Fahrschulausbildung. Laut der Aussendung des BMV ist es Ziel, den Führerscheinerwerb deutlich bezahlbarer, moderner und zugleich verkehrssicher zu gestalten.

Gespannt wartet die Branche auf die nächsten Schritte zu den schon lange angekündigten Änderungen der Fahrschulausbildung. Heute war es dann soweit, in einer Aussendung  wurden die wichtigsten Punkte aufgelistet, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen:

 


Reformpaket „Bezahlbarer Führerschein

1. Theoretische Fahrausbildung

In der theoretischen Fahrausbildung wird das notwendige Wissen vermittelt, um am Straßenverkehr sicher teilnehmen zu können. Die Anforderungen an die Verkehrsteilnehmenden sind hoch; deshalb muss auch das zu vermittelnde Wissen gleich bleiben. Hinsichtlich der Lernmethoden soll aber deutlich mehr Flexibilität geschaffen werden. Jede Fahrschule soll über die Lernmethoden frei entscheiden können.

  • Digitalisierung: Die Pflicht zum Präsenzunterricht soll abgeschafft werden. Es soll möglich sein, sich das Wissen vollständig über einen digitalen Weg (z. B. per App) anzueignen.
  • Bürokratierückbau: Es soll keine Vorgaben zu Schulungsräumen geben oder wie und in welcher Reihenfolge das Wissen zu vermitteln ist. Fahrschulen müssen auch keine Schulungsräume mehr bereithalten. Damit entfallen Kontrollpflichten der Länder, weil sie z. B. die Einhaltung der Vorgaben für Schulungsräume nicht mehr kontrollieren müssen.
  • Prüfungsfragen: Der Fragenkatalog für die theoretische Fahrprüfung ist im Laufe der Jahre immer länger geworden und enthält derzeit 1.169 Fragen. Er soll um ein Drittel reduziert werden. Das Thema Verkehrssicherheit muss beim Fragenkatalog im Mittelpunkt stehen.

2. Praktische Fahrausbildung

    Die praktische Fahrausbildung soll ebenfalls modernisiert werden.

    • Simulatoren: Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, verstärkt Simulatoren zu nutzen. Zum Beispiel soll die Kompetenz zur Führung eines Schaltwagens vollständig in einem Simulator erworben werden können. Damit entfällt für die Fahrschulen die Notwendigkeit, spezielle Schaltwagen für Fahrschulen vorzuhalten. Die Prüfung kann dann in einem Automatik-Fahrzeug absolviert werden.
    • Weniger verpflichtende Sonderfahrten: Die verpflichtenden besonderen Ausbildungsfahrten (Nachtfahrten, Autobahnfahrten, Überlandfahrten) sollen reduziert werden. Es soll zudem die Möglichkeit geschaffen werden, diese Fahrten teilweise in einem Simulator zu absolvieren.
    • Fahrprüfung: Die Fahrzeit in der praktischen Prüfung soll auf die europarechtlichen Mindestvorgaben (25 Minuten) zurückgeführt werden.
    • Bürokratierückbau: Die Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten für die Fahrschulen sollen deutlich reduziert und die Fahrschulüberwachung effizienter organisiert werden. Die Fortbildungsangebote für Fahrlehrer sollen ebenfalls digitalisiert und einfacher gestaltet werden.
    • Experimentierklausel: Fahrerfahrung ist ein wesentlicher Faktor für den Erwerb der praktische Fahrkompetenz. Deshalb soll diskutiert werden, inwieweit ggf. nahestehende Personen in die Fahrausbildung einbezogen werden können (Laienausbildung).

    3. Preistransparenz

      Die Kosten für die Fahrausbildung setzen sich aus vielen unterschiedlichen Kostenbestandteilen zusammen (u.a. Grundgebühr, Kosten für Lernmaterial, Prüfungsvorstellung, Kosten für Fahrstunden und Sonderfahrten). Ein Vergleich ist äußerst schwierig. Zudem ist die Erfolgsquote der Fahrschulen meist nicht zu ersehen. Das soll geändert werden. Es soll künftig möglich sein, online die Kosten und Durchfallquoten aller Fahrschulen einzusehen und damit einen realistischen Kosten- und Qualitätsvergleich durchzuführen.

      4. Weitere Maßnahmen

      Außerdem werden wir prüfen, ob und in welchem Umfang sich kostenreduzierende und entbürokratisierende Vorschläge auch auf den Erwerb anderer Führerscheinklassen (wie bspw. LKW) übertragen lassen.

      Link zum Bundesministerium für Verkehr



      „Der Führerschein ist ein Schlüssel zur eigenen Freiheit – besonders dort, wo Bus und Bahn nicht regelmäßig fahren. Für viele junge Menschen auf dem Land bedeutet er: zur Schule kommen, die Ausbildung beginnen, Freunde treffen oder zum Sport fahren. Mobilität darf kein Privileg sein. Mit unseren Reformvorschlägen machen wir den Weg zum Führerschein einfacher und bezahlbarer – und halten dabei die Sicherheitsstandards auf höchstem Niveau.“ – so Minister Schnieder

      Wie geht es weiter

      Die Vorschläge sollen gemeinsam mit den Ländern und der Branche weiterentwickelt werden. Ziel ist es, die rechtlichen Änderungen im ersten Halbjahr 2026 auf den Weg zu bringen.

      Fahrlehrerkongress in Berlin

      Klar ist auch, dass die Reformvorschläge im Mittelpunkt des diesjährigen Fahrlehrerkongresses im November in Berlin stehen werden, bei dem Verkehrsminister Schnieder auch zu Gast sein wird. Alle Infos zum Kongress finden Sie auf der Event-Seite

      Fahrlehrerkongress
      In knapp einem Monat ist es bereits so weit, die Branche trifft sich am 10. Deutschen Fahrlehrerkongress in Berlin 
      © Foto: TECVIA

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      KOMMENTARE

      Manfred Kaul

      17.10.2025 - 19:57 Uhr

      Endlich eine Reform von den die Fahrschüler und Fahrschulen profitieren. Ich hoffe nur dass die Lobbyisten vom TÜV und Fahrlehrerverbände nicht wieder alles, getarnt unter dem Deckmantel unter der Verkehrssicherheit, mit Pseudoargumenten kaputt machen.


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