Den leisen Verdacht, dass ein Fahrschülern mit Drogen im Blut zur Fahrstunde erscheint, kennen wohl die meisten Fahrlehrer. Den konkreten Verdacht geäußert haben wohl die wenigsten. Es ist schwierig nachzuvollziehen, ob tatsächlich Rauschmittel im Spiel sind – im Gegensatz zu Alkohol kann man sie in der Regel nicht riechen. Immer neue Drogen mit den unterschiedlichsten Wirkungen kommen auf den Markt. Ihre Auswirkungen auf die Fahrleistung abzuschätzen ist nahezu unmöglich. Laut dem aktuellen Drogenbericht der EU-Drogenbeobachtungsstelle (EMCDDA) sind allein 2012 73 neue Drogen offiziell gemeldet worden.
Der Bericht zeigt außerdem auf, wie sich der Drogenkonsum in Europa verändert: Die Europäer konsumieren verstärkt synthetische Drogen, probieren stets neue Substanzen aus und mischen sie zusammen. Gerade die Auswirkung dieser Mixturen auf Körper und Psyche ist schwer abzuschätzen. Ein gefährlicher Trend für den Straßenverkehr, denn nach wie vor ist das Führen eines Fahrzeugs unter Alkohol- und Drogeneinfluss eine der Hauptunfallursachen, warnt der Verband der Technischen Überwachungsvereine (VdTüv).
Schon geringe Mengen können ausreichen, um die Fahrtüchtigkeit maßgeblich zu beeinflussen. Solange ein Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz jederzeit eingreifen kann, ist die Gefahr, dass etwas passiert, gering. Sind die Führerscheinneulinge aber erst einmal alleine unterwegs, steigt das Unfallrisiko in hohem Maße an. „Nicht nur in der akuten Rauschphase, auch in der mehrstündigen Abklingphase nach dem Konsum droht noch ein erhöhtes Unfallrisiko am Steuer“, warnt Verkehrspsychologe Dr. Don DeVol, Mitglied der Kommission Fahreignung beim VdTüv. „Da bei Drogen die Wirkung nicht wie bei Alkohol linear zur Menge der konsumierten Substanz verläuft, ist die Wirkung völlig unkalkulierbar“, warnt Dr. DeVol weiter. Nicht zuletzt deshalb solle man sich nach der Einnahme mindestens 24 Stunden lang nicht hinters Steuer setzen.
(cm)