Der erste Tag des 10. Fahrlehrerkongress fand am Freitag, den 14. November 2025, erneut im Berliner Estrel statt. Schon um 8 Uhr eröffnete die große Ausstellung, wo verschiedene Experten der Branche - von Beratern über Verlage bis zu Simulator-Anbietern - an ihren Ständen zum Austausch mit den geladenen Fahrschulen zusammenkamen. Um 10 Uhr begrüßten Jürgen Kopp, Vorsitzender der BVF, und Gerhard Grünig, Chefredakteur der „Fahrschule“, die anwesenden Gäste herzlich.
Kopp fasste zufrieden die Vorträge des Vortags zusammen, bei denen es um die eigentlich guten Besteh-Statistiken ging, oder um die Kritik an den angekündigten Plänen des Verkehrsministers für günstigere Führerscheine. Dieser war für den Nachmittag angekündigt.
Doch bei dem Fahrlehrerkongress gehe es trotz aktueller Debatten natürlich auch darum, die Kollegen zu treffen, sich miteinander auszutauschen, einfach mal durchzuschnaufen, und dabei auch etwas Positives mitzunehmen, so Kopp.
Wie tickt die nächste Generation?
Wie die nächste Generation an Fahrschülern und Nachwuchskräften tickt, sprach Dr. Rüdiger Maas, Sachbuchautor, Generationsforscher, Psychologe und Philosoph, in dem ersten Vortrag an.
Er deckte dabei die Ursachen für das Verhalten der jungen Menschen auf, das nicht nur im veränderten Verhalten der Eltern-Generation liege sondern auch in der veränderten Welt, in der wir heute leben und die Jungen aufwachsen: Etwa treiben die immens gewachsenen Optionen, die ein Jugendlicher nach dem Schulabschluss hat, nicht mehr die Hoffnung, die richtige Wahl getroffen zu haben – stattdessen haben sie Angst, die falsche Wahl zu treffen.
Detailliert bot Maas fundierte Einblicke in die Generationen Z und Alpha – also die Fahrschüler von heute – und damit eine Grundlage, wie die Fahrlehrer besser mit ihnen sprechen und so auf einer Augenhöhe begegnen können.
KI in der Fahrschule
Der „KI-Papst“ Florian Arndt stellte in einem veranschaulichenden Vortrag „20 KIs, die deinen Beruf revolutionieren“ vor – inklusive Preis und eigener Einschätzung der Qualität und Praktikabilität, sowie in welchen Bereichen Fahrschulen KI einsetzen können. Dazu zählte etwa eine KI, die quasi in Echtzeit in eine andere Sprache synchronisieren könne, eine KI, mithilfe der man leicht eine attraktivere Website gestalten könne, oder eine KI, die praktische Protokolle erstellen kann.
Die größten Potentiale für KI in der Fahrschule sehe er in der Wissensvermittlung, beantwortete Arndt eine Publikumsfrage. So bekomme man dabei Unterstützung, um auf die persönlichen Lernbedürfnisse der Schüler einzugehen.
Die Mittagspause wurde durch einen Vortrag im neuen FLK DOME bereichert: Hannes Ertl, Produktleiter bei Adaptech (Fahrschule.live) zeigte, wie die Terminplanung mit Schülern automatisiert werden kann und wie Fahrschulen mit intelligenter Software Theorie, Praxis und Verfügbarkeiten koordinieren können.
Schnieder spricht vor Fahrlehrern
Anschließend ging es weiter mit dem Höhepunkt des Fahrlehrerkongress, als sich der Bundesminister für Verkehr, Patrick Schnieder, nach seinen geplanten Reformen des Führerscheins von Oktober nun vor versammelter Fahrlehrerschaft zu seinen Plänen äußerte.
Dabei könnte das Wort Pläne schon zu weit gehen, denn wie Schnieder betonte: „Es geht nicht um Verdrängen, sondern darum, Optionen zu integrieren.“ Er sehe, dass etwa die digitalen Möglichkeiten die Ausbildung sinnvoll ergänzen und das ausgenutzt werden müsse. Doch dies seien Optionen und Möglichkeiten, die die Fahrschulen bekommen, aber keine Pflichten.
Weiterhin ist das Ziel, die Führerscheinkosten zu senken. Dafür wurde nun von Bund und Ländern eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die bis März – zur nächsten Verkehrsministerkonferenz – etwas vorstellen soll, womit man dann in den Gesetzfindungsprozess gehen könne.
Es war ihm wichtig, beim Fahrlehrkongress dabei zu sein, gerade in Hinblick auf die aktuelle Debatte, betonte er.
Für Fragen hatte der Verkehrsminister, wie angekündigt, keine Zeit, da weitere Termine anstanden, dennoch konnte Kopp ihm einige Worte mitgeben: Die guten Prüfungsquoten, die von der guten Arbeit der Fahrlehrer zeugen; Dass man vermeintlich einfachen Lösungen widerstehen solle; Dass die Fahrlehrer ihre Erfolgsquote nicht nur bei bestandenen Prüfungen setzen, sondern sie von den Eltern den Auftrag bekommen, dass ihre Kinder immer sicher nach Hause kommen – daher müsse die Fahrausbildung beim Fahrlehrer bleiben. Kopp bekam für seine klaren Worte deutlich mehr zustimmenden Applaus als der Verkehrsminister zuvor.
Trotzdem müsse man dem Verkehrsminister zugutehalten, dass er sich zum Fahrlehrerkongress getraut hat und damit auch Gesprächsbereitschaft signalisiert, schloss Grünig den Programmpunkt ab.
Psychologie für Fahrlehrer
Der Psychologe, Autor, Vortragsredner und Fernsehmoderator Rolf Schmiel konnte die allgemeine Stimmung in dem folgenden Vortrag „Menschen gewinnen - Psychologie für Management & Vertrieb“ wieder heben.
Er betonte, dass jeder Mensch sich zunächst um den wichtigsten Menschen in seinem Leben kümmern muss: sich selbst. Auch als Fahrlehrer. Denn nur wenn man auf sich aufpasse, genügend schlafe (7-8 Stunden pro Nacht), Wasser trinke (1,5 Liter am Tag) und auf seine eigene Lebensqualität und -Freude achte, könne man auch die Freude am Fahren an die Fahrschüler weitergeben.
Spielerisch zeigte er, welche kleinen Veränderungen große Auswirkungen auf die Lebensqualität haben.
Der erste Tag endete nach einer Kaffeepause, in der im FLK DOME das Thema „Bestehensquoten steigern? Theorie & Praxis mit fahrschulfux – Software entwickelt von Fahrlehrern für Fahrschüler!“ von Luka Renner, Fahrlehrer & Gründer von fahrschulfux, thematisiert wurde, mit dem Vortrag von Urs Meier.
Entscheidungen treffen
Der ehemalige Schweizer FIFA-Schiedsrichter, ZDF-Fußballexperte und Unternehmer, fand: „Du bist die Entscheidung – Fairplay ist keine Regel, sondern eine Haltung.“ Mit vielen Beispielen aus dem Fußball zeigt er, welche immense Wichtigkeit das Treffen von Entscheidungen hat. Dass es dabei auch auf die Geschwindigkeit ankommt, sei in einem Fußballspiel dabei gar nicht so anders als in einem Unternehmen.
Damit endete der erste Fahrlehrerkongresstag und klingt mit der traditionellen Abendveranstaltung im Estrel aus.