Düsseldorf (ots) - Für viele Kraftfahrer ist die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) der letzte Schritt auf dem Weg zurück zum Führerschein. Doch wer hier unvorbereitet handelt, kann sich langfristig selbst blockieren. Eine falsche Entscheidung - wie etwa das Einreichen eines negativen MPU-Gutachtens - kann die Chancen auf eine positive Beurteilung beim nächsten Versuch erheblich verschlechtern.
Nach einer absolvierten MPU erhalten Betroffene wenige Wochen später ein schriftliches Gutachten. Auf den letzten Seiten findet sich das abschließende Urteil - für Laien jedoch nicht immer eindeutig. Formulierungen wie "es ist zu erwarten, dass der Betroffene erneut auffällig wird" bedeuten in der Regel: durchgefallen. Nur wer liest "nicht zu erwarten", hat in der Regel bestanden.
Verhängnisvolle Fehleinschätzung vieler Betroffener
Dennoch reichen viele das negative Gutachten bei der Führerscheinstelle ein - in dem Glauben, sie müssten dieser Aufforderung zwingend nachkommen. "Die meisten Betroffenen geben das Gutachten mit einer falschen Hoffnung ab - weil die Behörde sie dazu auffordert und sie denken, sie müssten das tun", erklärt Dustin Senebald, Gründer und MPU-Berater bei SEDURA Consulting.
Was viele dabei nicht bedenken: Mit der Abgabe eines negativen Gutachtens wird der gesamte Inhalt Teil der Behördenakte. Diese Informationen können später gegen die betreffende Person verwendet werden. Aussagen über langjährigen Alkohol- oder Drogenkonsum, frühere Delikte oder instabiles Verhalten bleiben dauerhaft dokumentiert - und erschweren künftige Begutachtungen massiv. "Wer ein negatives Gutachten abgibt, lädt seine gesamte Vergangenheit direkt in die Behördenakte - und macht die nächste MPU um ein Vielfaches schwerer", sagt Senebald. Denn bei einer erneuten MPU kennt der neue Gutachter die alten Aussagen. Eine neutrale Bewertung ist dann kaum noch möglich.
Besonders kritisch: MPU wegen Drogenverstoß
Ein besonderes Risiko besteht bei MPU-Anordnungen nach Drogendelikten. Anders als bei Alkoholfahrten, welche als Straftat bewertet werden (ab 1,1 Promille), wird der Führerschein nicht entzogen, sondern Betroffene bekommen Monate nach dem Delikt Post von der Führerscheinbehörde. In solchen Fällen wird das Gutachten häufig innerhalb von zwei bis drei Monaten verlangt - zu wenig Zeit, um eine fundierte Abstinenzphase aufzubauen. Viele Betroffene wenden sich dann in Eile an bekannte Anbieter wie TÜV oder DEKRA - meist ohne Vorbereitung.
"Es ist erschreckend, wie viele Menschen in der ersten MPU sagen, sie konsumieren seit 20 Jahren - und damit völlig ohne Not die schlimmste Einstufung auslösen", berichtet Dustin Senebald aus seiner täglichen Arbeit. Wird dieses Gutachten anschließend eingereicht, erfolgt häufig eine Einordnung in die höchste Risikogruppe. Das hat schwerwiegende Folgen: 12 bis 15 Monate Abstinenznachweis und nicht selten die Empfehlung einer Langzeittherapie.