Fahrermangel, teils gefährliche Situationen an den Raststätten und immer stärkerer Zeitdruck. Während ein Großteil der Arbeitswelt durch die Coronapandemie die Vorzüge des Homeoffice kennenlernte, hat sich vor allem für Berufskraftfahrer nichts geändert. Wenn es nach Andreas Ruderer geht, muss das aber nicht so sein. Das Schlüsselwort zum Umdenken im Güterverkehr lautet Teleoperation. Diesen Ansatz verfolgt Ruderers Unternehmen Fernride – Driving logistics automation. Mit einer Mischung aus autonomem Fahren und der dezentralen Steuerung von Lkw und Nutzfahrzeugen kann es gelingen, Güter vom warmen Büro aus zu transportieren. Der Arbeitsplatz der Fahrer wäre dann mit einem modernen Simulator vergleichbar. Kameras und zahlreiche Sensoren an den (scheinbar) führerlos fahrenden Nutzfahrzeugen helfen dem Fahrer, auch fernab des eigentlichen Gefährts den Überblick zu behalten.
Für die Fahrer könnte dieses „Homeoffice“ zahlreiche Vorteile mit sich bringen. Durch die Entkoppelung von menschlicher und maschineller Arbeitszeit seien beispielsweise Fahrerwechsel jederzeit innerhalb von wenigen Sekunden durchführbar. Die daraus resultierenden, geregelten Arbeitszeiten der Fahrer können das Risiko von Unfällen durch Übermüdung verhindern, auch sonstige Probleme wie das tagelange Arbeiten und Leben im Führerhaus gehören mit der Teleoperation der Vergangenheit an. Da die Fahrer über das System sehr schnell zwischen den verschiedenen Fahrzeugen wechseln können, könnte der Fahrermangel durch eine bessere Auslastung deutlich besser abgefedert werden.
Wie innovativ die Ideen im Vortrag von Andreas Ruderer sind, zeigte sich an den Reaktionen im Plenum. Spontan ausbrechende Diskussionen und zahlreiche Fragen an den früheren Fahrlehrer zeigten eine Mischung aus Skepsis und Interesse an der Teleoperation. Was passiert, wenn das Funksignal abreißt? Sind auch längere Fahrten quer durch die Bundesrepublik denkbar? Benötigt ein Teleoperator tatsächlich eine klassische Fahrerlaubnis, wenn er „nur“ am Simulator sitzt? All diese Themen beschäftigte das Plenum und Ruderer. Eines war aber schnell erkennbar: Die Idee hinter der Teleoperation dürfte den Teilnehmern des Symposiums längere Zeit im Kopf bleiben.