Gespannt wartete die Branche seit gut einem Jahr auf die Optimierung der Fahrausbildung – landläufig als OFSA II bekannt. Hunderttausende von Euro wurden investiert, unter anderem, um die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) Vorschläge für neue Ausbildungsmethoden erarbeiten zu lassen. Übrig geblieben ist davon eher wenig. Stattdessen war, was Schnieder auf einer Pressekonferenz am Abend des 16. Oktober verkündete, für viele etablierte Fahrschulen und auch Verbände, die an den ursprünglich geplanten Neuerungen mitgearbeitet haben, eher ein Schock.
Im Bereich der Theoretischen Ausbildung etwa, will Schnieder künftig alle Formen des digitalen Unterrichts gestatten – synchron, asynchron, Blended Learning. Was per se nicht unbedingt schlecht sein muss, ist allerdings untermauert von einer künftig fehlenden Pflicht, Unterrichtsräume vorhalten zu müssen. Im Klartext: der Präsenzunterricht wird abgeschafft!
Auch die in OFSA II noch geforderte Abfolge von Theorie, Wissensgebieten und Praxis entfällt. Immerhin finden sich auch sinnvolle Ansätze, wie eine Reduzierung der Prüfungsfragen von derzeit fast 1.200 auf rund 800. Bei allen Punkten betont der Verkehrsminister, dass die Verkehrssicherheit im Mittelpunkt stehen muss – auch wenn man sich zweifellos fragt, wie sich das mit manchen Veränderungen vereinbaren lässt …
Dass künftig Simulatoren zum Einsatz kommen, wenn es um die sogenannte Schaltkompetenz geht, war abzusehen. Dass aber auch verpflichtende Sonderfahrten künftig nicht mehr im Auto, sondern auf der „Maschine“ gemacht werden sollen, treibt so manchem Fahrlehrer den Schweiß auf die Stirn. Generell sollen diese besonderen Ausbildungsfahrten reduziert werden. Die Forderung, die Prüfungsfahrt wieder zu reduzieren, kam tatsächlich von vielen Fahrlehrern. Dies, so Patrick Schnieders Idee, aber gleich auf 25 Minuten zu verkürzen, schießt nach Ansicht vieler Experten ein wenig übers Ziel hinaus.
Summa summarum, denn das sind nicht die einzigen Neuerungen – so sollen Fahrschulen künftig auch online ihre Fahrstundenpreise sowie ihre Erfolgsquoten veröffentlichen müssen – steht mit dem Vorstoß Schnieders die wohl größte Reform im Fahrschulwesen seit mehreren Dekaden ins Haus. Schon jetzt mehrt sich die Kritik, ob und wie die Vorschläge tatsächlich den Führerscheinerwerb verbilligen und ob sie nicht die Verkehrssicherheit auf deutschen Straßen gefährden.
Fakt ist, die Branche diskutiert schon kräftig und sie wird dies auch auf dem anstehenden Fahrlehrerkongress in Berlin tun (von 13. bis 15. November 2025).
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder hat sein Kommen angekündigt und wird seine Pläne vor dem Fachpublikum vorstellen. Auf den Dialogen zum Kongress werden Experten darlegen, welche Konsequenzen die neuen Ideen haben. Sie werden auch zeigen, wie man sich für die Zukunft rüsten kann.
Sie sollten als Fahrschule und Fahrlehrer auf jeden Fall dabei sein in Berlin. Vielleicht hängt nicht weniger als das Überleben ihrer Fahrschule und ihres Arbeitsplatzes davon ab!
Alle Infos zum Kongress finden Sie auf der Event-Seite.

adalbert schultheiß