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Fahrlehrerverband Sachsen: Losleben folgt auf Grünewald

25.09.2023 12:46 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der neue geschäftsführende Vorstand des Fahrlehrerverbands Sachsen: Vorsitzender Peter Losleben, Cynthia Wußler und Falko Schurig (v. l.)
© Foto: Thomas Cyganek

Der Fahrlehrerverband Sachsen hat eine emotionale Mitgliederversammlung hinter sich: Der bisherige Vorsitzende Andreas Grünewald stellte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung. Peter Losleben wurde zu seinem Nachfolger gewählt.

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Rund 50 sächsische Fahrlehrer kamen ins Globana Airport Hotel in Schkeuditz und wurden von Peter Losleben begrüßt. Im offiziellen Teil  der Veranstaltung stellten zunächst Audi-Vertreter Peter Pernat und sein VW-Kollege Jens Kotschwar – beide Hersteller waren Hauptsponsoren der Veranstaltung – ihre Neuigkeiten vor. Pernat beklagte die aktuell schwierige wirtschaftliche Lage, stellte aber klar, dass die Zielgruppe Fahrschule für Audi wichtig ist und bleibt: „Ihr seid Meinungsbildner“, sagte er mit Blick auf zukünftige, junge Autokunden. Audi lege den Fokus auf die E-Mobilität und werde die alte Modellpalette verkürzen, während neue Modelle hinzukommen: etwa der elektrische A3 und Q3 samt Produktaufwertungen und Leistungspaketen. Sein VW-Kollege Jens Kotschwar präsentierte aktuelle Modelle, die gerade überarbeitet werden: den ID.3 etwa, der ein erstes Update mit überarbeitetem Exterieur und hochwertigem Interieur erfuhr. Oder den Tiguan, laut Kotschwar „das“ Fahrschulfahrzeug, der am 19. September Weltpremiere hatte und 2024 seine Markteinführung feiert.

„Dürfen das Auto nicht verteufeln“

Im Anschluss sprach der sächsische Bundestagsaggeordnete und parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion Torsten Herbst zum Thema „Individuelle Mobilität im Zeichens des Wandels“. Der Wunsch, individuell mobil zu sein, sei nach wie aktuell, sagte er, „wir dürfen das Auto nicht verteufeln“. Elektromobilität sei ein wichtiger Trend, aber man müsse „technologieoffen“ bleiben. „Wir müssen Bio- und synthetische Kraftstoffe fördern – hier ist es gelungen, Widerstände zu überwinden“. Fahren solle kilmafreundlich werden, stellte er klar, aber niemanden solle ausgeredet werden, ein Auto zu kaufen. Herbst ging auf die Novellierungspläne zur 3. EU-Führerscheinrichtlinie ein, riet bei der Prüfung der Führerscheintauglichkeit ab dem 70. Lebensjahr aber zur Vorsicht: „Das ist eine sensible Diskussion“, stellte er klar. Zum Schluss verteilte er Lob an die Fahrlehrer: „Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit“, sagte er, „Ihre Ausbildung ist ein wichtiger Faktor, um Unfälle zu senken“ Fahrlehrer würde als Unternehmer außerdem Arbeitsplätze schaffen. „Wir brauchen tüchtige Unternehmen – und das sind Sie!“

Ärger über zahlreiche Täuschungsversuche

Mathias Rüdel, Geschäftsführer von TÜV/Dekra argetp 21, sprach in seinem Vortrag über die verschiedenen Maßnahmen zur Optimierung der Fahranfängervorbereitung, die es in den vergangenen 20 Jahren gegeben hatte und die die argetp21 maßgeblich begleitet und empirisch weiterentwickelt hatten. So seien Fahrassistenzsystem relativ „geräuschlos“ in Ausbildung und Prüfung integriert worden. Sein Dank galt dabei den Fahrlehrern und Prüfern. Rüdel gab eine Wasserstandsmeldung zur künftigen 4. EU-Führerscheinrichtlinie und die geplanten Änderungen, zum Beispiel die Digitalisierung des Führerscheinprozesses oder die EU-weite Einführung von BF17 und Probezeitregelungen. Wie Torsten Herbst riet er dazu, die Fahrtauglichkeit von Senioren mit Vorsicht handzuhaben. Er forderte keine Verbote, sondern Hilfestellungen. 

Frank Hohlfeld vom Dekra ging auf das Fahrerlaubniswesen in Sachsen ein. „In vielen Bereichen ist es uns gut gelungen, die Prüfplatzproblematik zu lösen“, sagte er, auch wenn es in „Hotspots“ – vor allem in Dresden und Berlin – immer noch Probleme gebe. Geschafft habe man das durch weiteren Personalaufbau, den flexiblen Einsatz von Sachverständigen auch aus anderen Niederlassungsbereichen. 40.644 Theorieprüfungen gab es laut Hohlfeld bis jetzt im Jahr 2023 in Sachsen, im gesamten Jahr 2022 waren 38.024. In der Praxis waren es 35.030 (2023 bis jetzt), vergleichen mit 33.719 im Vorjahr. Die Bestehensquote hat sich kaum verändert und liegt 2023 bis jetzt bei 59,7 in der Theorie (2022: 60,6) sowie bei 66,8 in der Praxis (2022 66,6). Ein besonderes Ärgernis sind für den TÜV-Vertreter die immer zahlreicher werdenden Täuschungsversuche. Knapp 50 davon gab es bis jetzt im Jahr 2023.

Bartels: „Präsenzunterricht ist die Seele des Theorieunterrichts“

Kurt Bartels, der 1. stellvertretende Vorsitzende der BVF, betonte zunächst, dass die Fahrlehrerschaft als gemeinsames Ziel die Verkehrssicherheitsarbeit habe und nicht vorrangig wirtschaftlichen Interessen folge, „wie manch andere Player der Branche“. Die „Seele der Fahrlehrerschaft“ sei die familiengeführte Fahrschule – und die BVF vertrete 75 Prozent von diesen.

Unter dem Titel „was uns bewegt“ ging Bartels auf verschiedene Themen ein, die derzeit heiß diskutiert werden. Bei der Eignungsuntersuchung etwa, die ab 1. Januar 2024 gilt, hätten Fahrlehrer eine „Bringschuld“, das gelte auch für Inhaber einer gültigen CE-Fahrerlaubnis. Ausnahmen der Eignung sind nach Paragraf 54 FahrlG möglich. Bartels bat die Politik, hier „mit Augenmaß“ zu handeln. Der BVF-Vertreter sprach sich dagegen aus, die Berufskraftfahrerausbildung zu beschneiden – so wie es derzeit hier und da diskutiert wird. „Das ist der falsche Weg“, sagte er. Bei dieser hochverantwortlichen Tätigkeit sei keine Fahrstunden zu wenig.

Gerade bei den Fahrerlaubnisklassen A/CE/DE gebe es außerdem großen Fahrlehrermangel, da die Eingangsvoraussetzungen für den Fahrlehrerberuf gesenkt worden sein. „Das war ein großer Fehler“, kritisierte Bartels, „das sollte korrigiert werden“. Ganz generell stellte er die Frage, ob es denn noch zeitgemäß sei, dass Fahrlehrer „nur“ ein Weiterbildungsberuf sei. „Es wird Zeit, dass unser Beruf ein Lehrberuf wird“, forderte er unter dem Beifall der Anwesenden. Zum Ende sprach sich Bartels gegen die Einführung von Online-Theorieunterricht in Fahrschulen aus: „Wir haben nichts gegen Digitalisierung, aber die Seele des theoretischen Unterrichts ist der Präsenzunterricht in der Fahrschule, nicht das Abhängen vor dem Computer“, betonte er.

Fahrlehrerversicherung: Ausbildung dokumentieren!

Sebastian Träger, Direktionsbeauftragter der Fahrlehrerversicherung in Sachsen, wies in seinen Ausführungen daraufhin, wie wichtig es ist, die Fahrschulausbildung sauber zu dokumentieren, zum Beispiel, wenn es vor Gericht um die Schuldfrage bei Motorradunfällen geht. Richter, die diese Frage entscheiden, würden sich an den Fakten orientieren.

Er stellte die neue Unfallversicherung des Stuttgarter Branchenversicherers vor und deren Leistungen. Fahrlehrer haben dabei den Vorteil, dass sie in die Risikogruppe A eingestuft werden – also in die „beste“ Risikogruppe – in der sonst nur „risikoärmere Berufe“ zu finden sind. Besonders am Herzen lag ihm das Assistance-Paket, das zum Beispiel telefonische Beratung bei jedem Unfall bietet und Rehabilitationsmaßnahmen bis 50.000 Euro und maximal drei Jahre unterstützt.

Die Fahrlehrerversicherung plant außerdem eine neue Wohngebäudeversicherung. Viele Gebäude seien nicht gegen Elementarschäden versichert, die Besitzer das aber oft gar nicht wüssten, da es diesen Schutz erst seit ein paar Jahren gebe. Jeder solle einmal in seiner Police nachsehen, empfahl er, ob der Schutz integriert sei und bei Bedarf nachjustieren.

Der Anteil an E-Fahrzeugen sei in den Fahrschulen stark gestiegen, und viele hätten mittlerweile eine Wallbox, um die Fahrzeuge aufzuladen, fuhr Träger fort. Diese seien nicht automatisch mitversichert. Problematisch könne es werden, wenn es zum Beispiel beim Laden durch einen technischen Defekt zu einem Brand kommt. Die Fahrlehrerversicherung biete deshalb an, die Ladesäulen ohne Aufschlag mitzuversichern.

„Wir haben unsere Beiträge im letzten Jahr nicht erhöht, aber die Kosten sind auch bei uns gestiegen“, sagte er. Deswegen sei eine Beitragserhöhung für Neu- und Ersatzgeschäfte notwendig geworden. „Erst zum nächsten Jahreswechsel wollen wir uns die bestehenden Verträge anschauen und die Prämien neu kalkulieren.“

Verband plant neue Info-Plattform

Der Fahrlehrerverband Sachsen hat aktuell 403 Mitglieder (14 neue Mitglieder bis jetzt im Jahr 2023). „Wir wollen natürlich den Mitgliederstand halten und ausbauen“, stellte Peter Losleben fest. In seinem Geschäftsbericht stellte er die zahlreichen Aktivitäten seines Verbands vor, darunter Fortbildungen, Einweisungsseminare, Motorradausfahren, Treffen im Kreis- und Bezirksverband und bei den Vorstandssitzungen der BVF. Laut Losleben will der Verband eine neue Info-Plattform für seine Mitglieder schaffen, die sich „Fahrlehrer- und Verkehrsrecht“ nennt und bald auf der Verbandswebsite https://www.fahrlehrerverband-sachsen.de/ erreichbar sein wird. Hier sollen relevante Gerichtsentscheidungen, Auslegungen von Verfahrensweisen und weitere Hilfestellungen für den Fahrlehrerberuf abrufbar sein. Nach er einstimmigen Entlastung des Vorstands standen in Schkeuditz Wahlen auf der Tagesordnung.  Peter Losleben wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. In der Nachwahl zum ersten Stellvertreter des Vorsitzenden wurde Cynthia Wußler für die verbleibenden zwei Jahre der Wahlperiode gewählt. Falko Schurig wurde erneut zum 2. Stellvertreter gewählt.


Mitgliederversammlung Sachsen 2023

Mitgliederversammlung Sachsen 2023 Bildergalerie

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