MOVING: Billig-Führerschein-Modell riskiert Menschenleben

20.11.2025 15:19 Uhr | Lesezeit: 3 min
Bundesverkehrsministerium Berlin
Vom BMV gab es bis dato keine klare Antwort auf die Vorschläge der MOVING
© Foto: picture alliance / Joko | Joko

Die von Minister Schnieder geplanten Neuerung in der Fahrschulausbildung sollen die Kosten drücken. Insbesondere die Abschaffung der Präsenzpflicht in der Theorieausbildung lässt aber laut Experten das Unfallrisiko steigen.

Die MOVING International Road Safety Association kritisiert in ihrer neuen Aussendung die Pläne von Verkehrsminister Schnieder, mittels rein digitalem Theorieunterricht die Kosten des Führerscheins senken zu können - und das bei Gleichbleiben der hohen Sicherheitsstandards.

Seit Jahren sinkende Unfallzahlen - warum ein bewährtes System aufs Spiel setzen?

Die Zahlen zeugen von einem bewährten System, die Unfallzahlen junger Erwachsener im Straßenverkehr gehen kontinuierlich zurück. Laut Statistischem Bundesamt waren es 1991 noch 2.749 Todesopfer, zehn Jahre später 1.606 und 2020 dann 326. Laut MOVING ist dieser Rückgang der Todesfälle in den letzten Jahrzehnten eng mit professioneller Fahrausbildung verbunden. Denn nur im Präsenzunterricht lernen Fahrschüler, Risiken richtig einzuschätzen, Gefahren im regionalen Straßenverkehr zu erkennen und soziale Kompetenzen für sicheres Fahren zu entwickeln.

Jörg-Michael Satz, Präsident der MOVING International Road Safety Association e.V., warnt: "Schnieders Reform ist ein gefährlicher Irrweg. Sicherheitsrelevante Inhalte nicht mehr gemeinsam in der Fahrschule zu erarbeiten, wird Menschenleben kosten."

Ein Gutachten von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer von der Universität Ulm besagt, dass "der Wegfall des Präsenzunterrichts die wichtige Interaktion zwischen Lehrern und Schülern reduziert sowie unter den Schülern selbst. Das verringert nachhaltig das Lernen und die Vermittlung sozialer Kompetenzen - und gefährdet mittelfristig die Sicherheit im Straßenverkehr.“ 

Lösungsvorschlag der MOVING - Sicherheit und Kosteneffizienz vereinen

In einer Stellungnahme hat die MOVING dem Ministerium bereits ein Eckpunktepapier vorgelegt, worin Lösungsvorschläge enthalten sind, die nachweislich sicher, kostensenkend und kurzfristig umsetzbar wären. Diese "integrierte Lösung" kombiniert eine theoretische Ausbildung mit sicherheitsrelevanten Themen in Präsenz mit modernisierter fahrpraktischer Ausbildung inklusive Fahrsimulatoren unter Fahrschulaufsicht. In Kombination aller Maßnahmen könnten so die durchschnittlichen Ausbildungskosten nachhaltig um mehr als 20 Prozent gesenkt werden - mit gleichzeitiger Beibehaltung höchster Verkehrssicherheitsstandards.

"Mit der vorgeschlagenen integrierten Lösung können wir die Kosten senken, ohne die Sicherheit der Fahranfänger zu gefährden. Doch bisher bleibt eine klare Antwort vom Verkehrsministerium aus", so der Präsident der MOVING. "Stattdessen wird den Bürgern ein Billig-Führerschein in Aussicht gestellt - während die möglichen Konsequenzen verschwiegen werden, die Menschenleben gefährden und den Führerschein am Ende nicht einmal günstiger machen."

Jörg-Michael Satz weiters: „Die Aussicht auf eine Lösung, die keine ist, führt dazu, dass viele Fahrschüler den Start ihrer Führerscheinausbildung verschieben, um auf eine Gesetzesänderung zu warten, deren Inkrafttreten noch nicht einmal abzusehen ist. Mit dieser abwartenden Haltung werden viele Fahrschulen in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Gleichzeitig führt der Ausbildungsstau dazu, dass die Kapazitätsgrenzen vieler Fahrschulen erreicht werden und sie die angestauten Fahrschüler nicht rechtzeitig ausbilden können.“

Ein Reformversprechen, das zur Gefahr wird

Der vermeintliche Billig-Führerschein würde sich laut MOVING als trügerische Sparmaßnahme herausstellen, die weder Kosten senkt, noch die Sicherheit junger Fahrer gewährleistet. Anstatt bewährte Sicherheitsstandards abzubauen, brauche es eine moderne, integrierte Ausbildung, die Effizienz mit Verkehrssicherheit verbindet. Nur so ließe sich verhindern, dass politische Schnellschüsse am Ende Menschenleben gefährden und die Bürger teuer zu stehen kommen.

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