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Freude über 15 neue Mitglieder in Brandenburg

20.04.2023 09:38 Uhr | Lesezeit: 7 min
Vorsitzender Hendrik Schreiber begrüßte Ende März in Blankenfelde-Mahlow rund 150 Fahrlehrer - ob Verbandsmitglied oder nicht
© Foto: Thomas Cyganek

Neue Wege ging der Fahrlehrerverband Brandenburg Ende März, der neben seiner Mitgliederversammlung auch zum 1. Fahrlehrertag nach Blankenfeld-Mahlow lud. Auch Nichtmitglieder durften „reinschnuppern“. Mit Erfolg: Rund 150 Fahrlehrer folgten dem Aufruf – und einige traten dem Verband bei.

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Über 15 Neumitglieder und ein tolles Feedback der Teilnehmer freute sich der Verbandsvorsitzende Hendrik Schreiber am Ende des Tages - ein toller Erfolg seiner Bemühungen, auch „Neulinge“ von der Verbandsarbeit zu überzeugen. „Gemeinsam neuen Herausforderungen stellen“ lautete das Motto, das die Besucher nicht nur auf den Fahrlehrertag einstimmen sollte, sondern auch bekannte Begrifflichkeiten wie „Zeitenwende“ und „Energiewende“, die derzeit die Runde machen. „Gibt es bald auch die Fahrschulwende?“, fragte Schreiber und stellte fest: Auf jeden Fall stehe man vor Veränderungen.

MIL: Präsenzunterricht „unverzichtbar“

Wenn es nach Egbert Neumann, Abteilungsleiter Verkehr beim brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) ging, werden qualifizierte und motivierte Fahrlehrer und wirtschaftlich gesunde Fahrschulen als Teil der Klimaschutzmaßnahmen „dringend gebraucht“, sagte er. Die Landesregierung habe sich beim Thema Verkehrswende „ehrgeizige Ziele“ gesetzt: Brandenburg soll bis 2045 klimaneutral sein. Man schaffe deswegen rechtliche Rahmenbedingen, etwa ein Mobilitätsgesetz nach spezifisch brandenburgischen Bedingungen sowie bis zum Sommer eine Mobilitätsstrategie, bei der Zielstellungen für alle Verkehrsträger ermittelt werden sollen, sagte er. Neumann lobte die gute Unfallbilanz, stellte aber fest, dass es immer noch zu viele Unfälle in Brandenburg gebe. „Die Unfallentwicklung muss analysiert und Maßnahmen entwickelt werden“, forderte er. Man müsse die Verkehrssicherheit auf breite Füße stellen. Dazu sei auch der Präsenzunterricht „unverzichtbar“, auch wenn man sich digitalen Methoden nicht verschließen wolle. Man wolle dazu mit der Basis in Kontakt bleiben, um ein profitables System zu entwickeln. Neumann wünschte der Veranstaltung ein gutes Gelingen und betonte, wie wichtig es sei, Know-how in einem derartigen Format zu bündeln. „Vielleicht gibt es ja einen zweiten Fahrlehrertag“, schloss er.

Bartels: Fahrlehrer als Beruf attraktiv

Corona sei eine „Riesenherausforderung“ für Fahrschulen gewesen, sagte im Anschluss Kurt Bartels, erster stellvertretender Vorsitzender des BVF. „Mein Dank geht an alles Fahrlehrer, die Maßnahmen wurden gut von Ihnen umgesetzt, das hat unser Standing gefestigt.“ Coronabedingte Ausfälle habe man in Summe gut gemeistert. Bartels nahm eine Bestandsaufnahmen des Berufsstands vor. Die Auftragsbücher seien voll, sagte er, Löhne seien gestiegen, der Beruf sei attraktiv. „Damit kam man eine Familie ernähren, es gibt derzeit viele Gründe für eine positive Grundstimmung.“

„Gemach, gemach“, riet er den Fahrlehrern in Blankenfelde, als die Sprache auf den Vorschlag zur Änderungen der EU-Führerschein-Richtlinie kam, dessen vermeintliche Neuregelungen in den vergangenen Wochen durch die Medien geisterten und Irritationen auslösten. Am 1. März sei ein erster Vorschlag im EU-Parlament eingegangen, nun seien Gremien und Verbände gefordert. Es sei genug Zeit, Einfluss zu nehmen, denn die Umsetzungszeit betrage circa zwei Jahre – wenn nicht noch länger.

Das Thema Digitalisierung der Fahrschulen treibe ihn um, gestand Bartels, schon Begrifflichkeiten wie E-Learning, Blended Learning oder asynchrones Lernen seien schwierig. „Fahrschulen sind bereits digitalisiert“, betonte er und wies zum Beispiel auf digitale Schnittstellten zu Prüforganisationen und Behörden hin. Beim Thema digitaler Theorieunterricht aber habe er manchmal den Eindruck, als fehle es der Politik manchmal an Detailwissen. „Hauptsache, Digitalisierung“ sei oft die Leitlinie. Zu Coronazeiten sei digitaler Unterricht zeitgemäß und „ein Segen“ gewesen, um weiterarbeiten zu können, „aber er war nicht unbedingt verkehrspädagogisch wertvoll“. Auch die Fahrschüler selbst sehe das so und würden sich weiterhin Präsenzunterricht wünschen. Mit Blick auf die Politik hoffte Bartels, dass – wie nach der Verkehrsministerkonferenz angekündigt – die Qualitätsstandard aufrechterhalten werden, wenn der Unterricht digitaler werde.

Das Autohaus Berolina – einer von 15 Sponsoren des Fahrlehrertags - stellte in einem kurzen Vortrag seine Fahrschullösungen, Fahrzeuge und Dienstleistungen vor. Die beiden Vertreter des Autohauses mit einem Standort in Luckenwalde und vier in Berlin präsentierte Neuerungen von Volkswagen, Audi und Seat/Cupra - zum Beispiel die VW-ID.-Reihe und den Audi Q4 e-tron. Am Standort Tempelhof hät Berolina außerdem Fahrschulersatzfahrzeuge vor – ein wertvoller „Notfall-Tipp“ für die anwesenden Fahrlehrer. 

Erfolgsgeschichte Fahranfängervorbereitung

38.086 (2019: 41.377, -8 Prozent) theoretische Prüfungen gab es 2022 in Brandenburg. Bei den praktischen Prüfungen waren es knapp 45.000 (2019: 42.000, +5,9 Prozent) dabei. Diese Zahlen präsentierte Thomas Riedel, Leiter Fahrerlaubniswesen der Dekra, im Van-der-Valk-Hotel im zweiten Teil des Fahrlehrertags am frühen Nachmittag. Bei der Theorieprüfung seien viele Bewerber nach Berlin abgewandert, sagte er. Außerdem stellte der Dekra-Vertreter fest, dass die Anträge beim Begleiteten Fahren zurückgehen und „zu B abwandern“.

Die Erfolgsquoten bei der Theorie sanken zwischen 2021 und 2022 von 60 auf 57 Prozent, in der Praxis gab es keine signifikanten Rückgang. „Die Qualität der Fahranfängervorbereitung nur an der Erfolgsquote zu messen, führt in die Irre“, gab Riedel zu bedenken, „denn die Unfallhäufigkeit bei jungen Fahrern ist nach einer Erhebung von argetp21 seit 2010 um 30 Prozent zurückgegangen - das ist eine Erfolgsgeschichte“. Bei der Prüfplatzvergabe sei „im Wesentlichen lieferfähig“, man habe viel Unterstützung bekommen, etwa vom TÜV Rheinland in Berlin.

„Die Bewerberabwanderung nach Berlin ist nicht unser Wunsch“, entgegnete Hendrik Schreiber. In der Brandenburger Peripherie seien schlicht und ergreifend viele Prüflokale nicht geöffnet. Sein Wunsch: „Alle Prüflokale, die es vor Corona gab, sollen wieder an den Start gehen.“ Er mahnte auch eine einen flexibleren Ablauf und eine bessere Kommunikation bei Bereitstellung und Absage von Prüfplätzen an. „Reden Sie mit uns“, sagte Schreiber, „eine E-Mail reicht nicht!“ Das würde Unmut reduzieren, denn „einfach überstülpen“ helfe nicht. Dennoch lobte er die insgesamt gute Zusammenarbeit mit der Prüforganisation.

Harry Bittner, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Thüringen, stellte im Namen der BVF die Zukunft der Fahrausbildung in Deutschland vor. Er ging zunächst auf den defizitären Ist-Zustand ein und stellte mögliche Lösungen vor, die derzeit von der Politilk diskutiert und umgesetzt werden. Insbesondere das wissenschaftliche Ausbildungskonzept OFSA II schilderte er im Detail, ebenso den entsprechenden Konzeptvorschlag der BVF, der das Defizite von OFSA II beseitigen will. Letzterer sei alltagstauglicher für die „kleine Fahrschule von nebenan“  und spiegle die Markterfordernisse besser wieder. So sei die zeitlich Verknüpfung von Theorie und Praxis zwar der Königsweg, gehe aber an der Realität etwas vorbei. So würden Eltern oft verlangen, dass ihre Kinder zuerst die Theorie machen, ehr sie mit den Fahrstunden anfangen.  

Prüfplatzsituation entspannt sich etwas

Nach dem Fahrlehrertag sammelten sich die Verbandsmitglieder eine Etage höher zur Mitgliederversammlung. Hendrik Schreiber blickte zunächst zurück auf schlimme Ereignisse wie den Krieg in der Ukraine, die daraus resultierende Energiekrise und ging dann nochmal auf das Thema Prüfplatzbereitstellung ein. „Das ist ein ständiges Thema bei den Beratungen mit unserer Prüforganisation“, sagte er. Derzeit sei die Situation etwas entspannter, aber es gebe regional nach wie vor sehr unterschiedliche Entwicklungen. „ich hoffe, dass das mit mit Blick auf die bevorstehende Motorradsaison so bleibt.“ Es sei ein gewaltiger Aufwand für Fahrschulen, Prüfplätze zu bekommen. Bisweilen werde man oft vertröstet, das sei „sehr schwer“.

Schreiber stellte weitere Neuerungen vor: so zum Beispiel die Auswirkungen der 15. ÄndVO zur FeV auf den Fahrlehrerberuf, die Novelle der Fahrlehrerausbildungsverordnung sowie die aktuelle Arbeit an der neuen Fahrschüler-Ausbildungsordnung. Ein „Lernprozess“ für alle Beteiligten sei Prüfung von Fahrerassistenzsystemen ab 1.6.22 gewesen, sagte er, obwohl der Bitte um „geschmeidige Einführung“ entsprochen worden sei. Natürlich war auch der Online-Unterricht ein Thema seines Geschäftsberichts. Das werde „sehr stark emotional“ geführt, stellte er fest, der Berufsstand müsse sich aber den Veränderungen stellen. „Ausbildungsnachweise über Online-Unterricht dürfen im Land Brandenburg nicht anerkannt werden“, betonte er, „außer während des Zeitpunkts der Gültigkeit der Allgemeinverfügung“. Das Thema Bestehensquoten werde von der Presse gerne aufgegriffen, der Verband musste dazu Zeitungs- und Radiointerviews geben, das Thema sei sehr vielschichtig. Bemerkenswert sei aktuell ein Urteil des OLG Hamm, das eine Fahrschulerlaubnis bei über 70-prozentiger Nichtbestehensquote entzogen hat.

Für die Brandenburger Fahrlehrer ging damit eine lange, informative Veranstaltung zu Ende. Hendrik Schreiber kündigte an, den erfolgreichen 1. Brandenburger Fahrschultag im kommenden Jahr zu wiederholen zu wollen. Es habe sich gelohnt, sagte er.   


Mitgliederversammlung Brandenburg 2023

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