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„Digitalisierung nicht in jedem Bereich der Fahrausbildung sinnvoll“

08.02.2022 10:47 Uhr | Lesezeit: 10 min
„Digitalisierung nicht in jedem Bereich der Fahrausbildung sinnvoll“
Am Freitag entscheidet der Bundesrat zum Thema Online-Unterricht in Fahrschulen
© Foto: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

In einem gemeinsamen Statement wenden sich die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF), die Deutsche Fahrlehrer-Akademie (DFA) und der Branchenverband MOVING an Verkehrsminister Volker Wissing, um ihre Positionen zum Online-Theorieunterricht zu unterstreichen.

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Sehr geehrter Herr Bundesminister,

im Handelsblattbeitrag vom 08.01.2022 „Transporteure fordern auch nach Corona digitale Ausbildung“ haben der Logistikverband (BGL), der Bundesverband der Omnibusunternehmen (BDO) und der Verband Innovativer Fahrschulen Deutschland (VIFD) die 15. Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung kritisiert. Insbesondere wurde bemängelt, dass der Theorieunterricht in digitaler Form in den Fahrschulen nur in begründeten Ausnahmefällen stattfinden kann, da die genannten Verbände in der Digitalisierung des Theorieunterrichts einen wichtigen Lösungsansatz sehen, um den Fachkräftemangel bei den Berufskraftfahrer:innen zu beenden.

Wir möchten im Namen der MOVING International Road Safety Association, einer Interessenvereinigung europäischer Verkehrsverlage und Unternehmungen, der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e. V., dem größten Zusammenschluss der Fahrlehrer in der Bundesrepublik Deutschland, mit Landesverbänden in allen Bundesländern, und der Deutschen Fahrlehrer-Akademie e. V., der wissenschaftliche Beirat der Fahrlehrer, die im Bereich der Fahrausbildung tätig sind, den Darstellungen der eingangs genannten Verbände vehement widersprechen und betonen, dass eine digitale Theorieausbildung das o. g. Fachkräfteproblem nicht einmal ansatzweise lösen würde (s. u.).

Wir befürwortet zwar ebenfalls die fortschreitende Digitalisierung von Ausbildungs- und Verwaltungsprozessen in Fahrschulen, weil damit den Fahrschüler:innen der Zugang zum Führerschein erleichtert wird. Dennoch vertreten wir den Standpunkt, dass eine Digitalisierung nicht in jedem Bereich der Fahrausbildung sinnvoll ist. So sehen wir in einer rein digitalen Theorieausbildung auch Gefahren für die Verkehrssicherheit. Diese liegen beispielsweise darin begründet, dass im Online-Theorieunterricht die sicherheitsrelevanten Potentiale diskursiver Lehr-Lernformen (z. B. die Überzeugungskraft von Erfahrungsberichten und Diskussionen) kaum genutzt werden können und die lernwirksame Vermittlung von Verkehrssicherheitseinstellungen nicht möglich ist. Diese Einschätzung wird im Übrigen von den Unterzeichnern vollumfänglich geteilt. Lassen Sie uns daher auf die einzelnen Punkte des Beitrags eingehen und darstellen, welche Lösungen wir für die weitere Entwicklung der Fahrausbildung für sinnvoll erachten.

1. Online-Theorieunterricht verstärkt das Problem des Fachkräftemangels

MOVING, als ein international tätiger Verband, und der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, auch vertreten in der Europäischen Fahrschulassoziation mit guten internationalen Kontakten, ist in Bezug auf das Thema Fahrlehrermangel ein fachkundiger Blick nach Frankreich möglich. Schon seit einiger Zeit ist dort der Online-Theorieunterricht – auch ohne den Besuch einer Fahrschule – möglich. Diese Entwicklung hat nachweislich in Frankreich zu einem Fahrschulsterben und damit auch zu einer Verringerung der Ausbildungskapazitäten geführt. Die Ausbildungsressourcen wurden also nicht verbessert, sondern reduziert. Mit der Verringerung der Ausbildungskapazitäten wurde dann auch der Fachkräftemangel bei Berufskraftfahrer:innen in Frankreich verstärkt. Auch wenn sich nicht alle Erfahrungen, die in Frankreich gemacht wurden, auf die deutsche Fahrschulbranche übertragen lassen, können wir dennoch daraus schlussfolgern, dass der rein digitale Theorieunterricht auch hierzulande eher negative Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Fachkräften haben würde. In Deutschland führte der Online-Theorieunterricht in der Vergangenheit nach den Befunden unserer Begleitforschung dazu, dass mehr praktische Fahrstunden notwendig wurden und sich die Ausbildungszeiten somit verlängerten. In Frankreich erreichten viele Fahrschüler:innen das Lernziel erst, nachdem sie am Präsenz-Theorieunterricht teilgenommen hatten. Weiterhin ist festzuhalten, dass sich eine Mehrheit der Fahrerlaubnisbewerber:innen aufgrund geringerer Erfolgsaussichten beim OnlineTheorieunterricht bereits zu Ausbildungsbeginn bewusst für eine ausschließliche Präsenzausbildung in der Fahrschule entschieden hatte und dafür Wartezeiten in Kauf nahm.

2. Die Digitalisierung der Fahrschulen und der Fahrausbildung hat bereits einen guten Stand erreicht, muss aber weiter ausgebaut werden

In Handelsblattbeitrag wird der Eindruck geweckt, die Fahrschulen in Deutschland hätten den „digitalen Anschluss“ verpasst. Diese Darstellung ist irreführend! Wir möchten ihr deshalb unbedingt widersprechen, denn die deutschen Fahrschulen sind bereits in den Arbeitsbereichen, in denen es arbeitsorganisatorisch und verkehrspädagogisch zielführend ist, digital sehr gut ausgestattet. Die intensive Nutzung von digitalen Ressourcen betrifft beispielsweise die Verwaltung der Fahrschule und das Lernmanagement, die Nutzung von ergänzenden E-Learning-Angeboten und zusätzlichen Lern-Apps zum selbständigen Lernen, die vertiefende und erweiternde Nachbereitung von Unterrichtsinhalten im weitesten Sinne sowie nicht zuletzt die Prüfungsvorbereitung und vieles mehr (s. Anhang „Digitale Fahrschule“). An diesen Digitalisierungsgrad gilt es künftig anzuknüpfen, indem man den Präsenz-Theorieunterricht durch darauf bezogene E-Learning-Einheiten zur selbständigen Vor- und Nachbereitung des Unterrichts ergänzt. Damit könnte die Lernwirksamkeit – wie eine Reihe vorliegender Befunde der pädagogischen Forschung zeigt – merklich erhöht werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn mit dem Ausbau der Digitalisierung in den Fahrschulen und ein zielgerichteter Einsatz von Simulatoren mit der Fahrausbildung wissenschaftlich begleitet wird.

3. Aufgeführte Studie der Uni Saarland ist wissenschaftlich nicht belastbar

In dem eingangs genannten Handelsblattbeitrag wird der falsche Eindruck erweckt, dass es eine wissenschaftliche Studie gäbe, mit der eine höhere Lernmotivation und bessere Prüfungsergebnisse bei Fahrschüler:innen im Online-Theorieunterricht gegenüber dem traditionellen Präsenzunterricht nachgewiesen wurde. Die in diesem Zusammenhang im angesprochenen Artikel von Marcel Bürger (VIFD) genannte Kurzstudie unter der Leitung von Prof. Brünken ist nicht annähernd repräsentativ und damit – wie Prof. Brünken selbst einräumt – auch in keiner Weise zu verallgemeinern. Die Studie beruht allein auf den Daten des wirtschaftlich auf den Online-Unterricht ausgerichteten Unternehmens 123fahrschule, das Theorieunterricht als Video-Livestream anbietet. Vergleicht man die Merkmale der Stichprobe der Kurzstudie mit den vom KBA veröffentlichten Daten der Grundgesamtheit der Fahrschüler:innen in Deutschland, zeigt sich eine Reihe von substantiellen Abweichungen. Dazu gehört das bedeutend höhere Durchschnittsalter der Fahrschüler:innen in der Kurzstudie (etwa 28 Jahre) im Vergleich zur Grundgesamtheit (etwa 19 Jahre). Darüber hinaus wird die Bestehensquote in der Grundgesamtheit fälschlicherweise zu gering angegeben (59,6 Prozent anstatt 66,7 Prozent im Zeitraum 2018/2019), um eine möglichst große Differenz bei den Ausbildungsergebnissen zu suggerieren. Es sei auch darauf hingewiesen, dass Prof. Brünken auf dem Workshop zur Präsentation der Ergebnisse am 25.11.2021 hinsichtlich seiner eigenen Studie zu der grundsätzlichen Schlussfolgerung kam, dass eine vergleichende Bewertung von Präsenz-Theorieunterricht und Online-Theorieunterricht auf Basis der derzeitigen Befundlage nicht möglich ist! Wir stimmen dieser Aussage ausdrücklich zu und sind darüber erstaunt, dass in der Öffentlichkeitsarbeit des VIFD trotzdem derartige Schlussfolgerungen in die Fachöffentlichkeit getragen werden (s. Anlage „MOVING Kommentar zur VIFD Stellungnahme“).

4. Rein digitaler Online-Theorieunterricht gefährdet die Verkehrssicherheit

Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Unfälle mit Personenschäden bei den 18- bis 25-jährigen Pkw-Fahrer:innen von 2015 auf 2019 um 13 Prozent reduziert werden konnte. Verkehrsunfälle mit getöteten 18- bis 25-Jährigen sind sogar um 23 Prozent zurückgegangen. Diese respektablen Erfolge in den letzten Jahren sind auch auf die ständige Verbesserung der Ausbildungsqualität in vielen deutschen Fahrschulen zurückzuführen. Zu den diesbezüglichen Trends zählen beispielsweise der ergänzende Einsatz von digitalen Lehr-und Lernmitteln im Präsenz-Theorieunterricht und das selbständige Lernen sowie die Nutzung von digitalen Lernplattformen mit fachdidaktisch geführten Lernwegen. Der für die anstehende Reform der Fahrausbildung im wissenschaftlichen OFSA-II-Bericht von Prof. Sturzbecher und Prof. Brünken vorgeschlagene Weg (v. a. Ausbau des sog. „gemischten Lernens“ bzw. Blended Learning mit Präsenz-Theorieunterricht und digitalem selbständigem Lernen, Ausbau der regionalisierten Gefahrenlehre) wurde von vielen Fahrschulen also bereits erfolgreich beschritten. Ein Online-Theorieunterricht kann diese Ausbildungsqualität und die damit verbundenen Verkehrssicherheitsgewinne niemals erreichen, weil das flexible Eingehen auf die Lern- und Leistungsvoraussetzungen aller Fahrschüler:innen und auf die konkrete Unterrichtssituation durch die stets zeitaufwändige und zuweilen störanfällige digitale Durchführungsform des Unterrichts erheblich beeinträchtigt wird. Dies führt zur Einschränkung interaktiver und insbesondere diskursiver Lehr-Lernformen (z. B. Erfahrungsberichte, Diskussionen), nicht zuletzt weil die Körpersprache und die Reaktionen der Fahrschülerinnen nicht effizient und umfassend von Fahrlehrer:innen erfassbar sind. Nur im Präsenz-Theorieunterricht ist es möglich, die für die Vermittlung von Verkehrssicherheitseinstellungen unabdingbaren und nachgewiesenermaßen lernwirksamen Diskussionen ohne großen Aufwand anzuregen und sich daran zu beteiligen. Wir sind deshalb überzeugt davon, dass der Präsenz-Theorieunterricht in den Fahrschulen eine wichtige Voraussetzung für die weitere Erhöhung der Verkehrssicherheit ist und ein rein digitaler Online-Theorieunterricht ein deutlicher Rückschritt bei der verkehrspädagogischen Ausbildungsqualität wäre. Auch wenn die in der Schulforschung vielfach beschriebenen Nachteile des Online-Lernens (Distanzunterricht) noch nicht vollständig wissenschaftlich erforscht sind, sollte es doch zu denken geben, wenn sowohl Hochschulen als auch allgemeinbildende und berufsbildende Schulen die Beibehaltung bzw. Gewährleistung des Präsenzunterrichtes fordern. Diese Forderungen werden vor dem Hintergrund erhoben, dass derzeit kostenträchtige ergänzende Bildungsmaßnahmen konzipiert werden, um die unzweifelhaft auf den Distanzunterricht zurückzuführenden Kompetenzdefizite bei Schüler:innen langfristig wieder aufzuholen.

5. Online-Theorieunterricht diskriminiert sozial benachteiligte Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund

Die Fahrausbildung und vor allem der Präsenz-Theorieunterricht können einen wichtigen Beitrag zur Integration und zur gesellschaftlichen Teilhabe für Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete leisten. Diese Integrationsleistung beruht auf der Verbesserung des direkten sozialen Austausches und der Sprachfähigkeiten im Rahmen des gemeinsamen Lernens in Raum und Zeit. Nur im Rahmen des kooperativen Lernens können sich die Fahrschüler:innen im Sinne der Peer-Education bei der Aneignung von Wissen und Können sowie vor allem von Verkehrssicherheitseinstellungen zur Teilnahme am motorisierten Straßenverkehr unterstützen. Gerade die Gleichaltrigen beeinflussen – vielmehr als die Fahrlehrer:innen – welche Wertorientierungen als persönlich bedeutsam und handlungsleitend verinnerlicht werden. Von diesen Zusammenhängen ist eine relativ große und wachsende Zielgruppe der Fahrausbildung in Deutschland betroffen: Jedes Jahr werden ca. 1,7 bis 1,9 Mio. Theorieprüfungen in Deutschland abgenommen; der Anteil von Fremdsprachprüfungen lag 2019 bei knapp 15 Prozent und wird wahrscheinlich deutlich unterschätzt, weil nicht alle Fahrschüler:innen mit Migrationshintergrund eine Prüfung in ihrer Muttersprache ablegen (oder ablegen können). Wenn sich der Online-Theorieunterricht in den Fahrschulen durchsetzen sollte, haben wir große Bedenken, dass es zu einer systematischen Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchteten kommt, weil diese höchstwahrscheinlich geringeren Erfolgschancen beim Bestehen der Fahrerlaubnisprüfung und damit höhere Ausbildungskosten haben werden. Dies führt im Übrigen auch zu einer zusätzlichen vermeidbaren Belastung der Fahrschulen.

6. Keine qualitativ hochwertige Fahrausbildung ohne Präsenz-Theorieunterricht

Vor kurzem ist die wissenschaftliche Studie OFSA-II zur Weiterentwicklung der Fahrausbildung in Deutschland veröffentlicht worden. Dieses aktuelle Ausbildungs- und Evaluationskonzept zur Optimierung der Fahrausbildung geht genauer u. a. auf die Nutzung von elektronischen Lernmedien in der Fahrausbildung ein und spricht sich nachvollziehbar und überzeugend für die Blended-Learning-Methode aus. OFSA-II ist bisher die einzige Studie, die empirisch belastbare Aussagen und begründete Vorschläge zur Weiterentwicklung der Fahrausbildung bietet. Durch den OFSA-II-Bericht erfährt die Theorieausbildung, bestehend aus Präsenz-Theorieunterricht und digitalem selbständigen Lernen zu seiner Vor- und Nachbereitung, einen weiteren verkehrspädagogisch sinnvollen Schub in Richtung Blended Learning. Folgende entscheidende Gründe sprechen für dieses Blended-Learning-Konzept:

- In der Fahrschülerschaft spiegelt sich der Querschnitt unserer Gesellschaft wider. Dementsprechend handelt es sich um eine Zielgruppe, die hinsichtlich ihrer Lern- und Leistungsvoraussetzung sehr unterschiedlich ist. Dies muss bei der fachdidaktisch flexiblen schülerbezogenen Gestaltung der Fahrausbildung grundlegend berücksichtigt werden und kann am besten im Präsenzunterricht umgesetzt werden. Fahrschüler:innen können im Präsenzunterricht am wirkungsvollsten „abgeholt und mitgenommen“ werden.

- Die für alle Ausbildungseinheiten des Theorieunterrichts besonders wichtigen Lernziele, Verkehrssicherheitseinstellungen sowie der Aufbau von Wissen und Können zur Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung, lassen sich nur im diskursiven Präsenzunterricht erreichen: Die Lebendigkeit und Überzeugungskraft realer Diskussionen kann in digitalen Formaten nicht annähernd verwirklicht werden.

- Nicht zuletzt hat sich das von MOVING, der BVF und der DFA favorisierte Blended-Learning-Konzept in den wesentlichen vorliegenden empirischen Studien häufig als im Vergleich zum bloßen digitalen Lernen als lernförderlicher und lernwirksamer erwiesen.

7. Unterstützung der Fahrschulbranche ist notwendig

Weder das Fachkräfteproblem bei den Berufskraftfahrern – wie im Handelsblattbeitrag unterstellt – noch der Fahrlehrermangel lassen sich durch Online-Theorieunterricht lösen. Unbestritten gibt es aber nicht genug Fahrlehrer:innen für die Lkw- und Busklassen (C und D), um die Fahrschüler:innen zeitnah auszubilden. Dieser Zustand wurde durch die Überalterung der Fahrlehrerschaft und durch die Tatsache verursacht, dass der bisherige Zugang von C- und D- Fahrlehrer:innen überwiegend aus der Bundeswehr erfolgte. Die Anzahl der Fahrlehrer:innen in Deutschland sank bis 2018 jährlich. Seit 2019 meldet das KBA jedoch einen Zuwachs, der in erster Linie auf die Reform des Fahrlehrerrechts in 2018 und die damit verbundenen veränderten Zugangsvoraussetzungen sowie die verbesserte Entlohnung der angestellten Fahrlehrer:innen zurückzuführen ist. Die Digitalisierung der Ausbildung ist dagegen kein besonderer Anreiz, um als Fahrlehrer:in tätig zu sein. Darauf lässt eine von MOVING in Fahrlehrerausbildungsstätten durchgeführte Vollbefragung von 207 Fahrlehreranwärter:innen schließen, die mit nur rund 5 Prozent die Digitalisierung als einen Grund für ihre Berufsentscheidung angaben. Viel wichtiger scheint die Freude an der direkten Kommunikation mit jungen Menschen zu sein, wie sie für den Präsenz-Theorieunterricht und die praktische Fahrausbildung typisch ist. 65 Prozent der Befragten gaben diese Gründe für ihre Berufsentscheidung an. Ein wirksamer Beitrag zur Unterstützung der Fahrschulbranche könnte – im Gegensatz zur offensichtlich kontraproduktiven Einführung des Online-Theorieunterrichts – der Aufbau eines Steuerungsgremiums zur Verbesserung der effizienten Koordinierung und gemeinsamen fachlichen Weiterentwicklung der vielfältigen Akteure der Fahrschulbranche darstellen. Daher regen wir an, analog zur TÜV | DEKRA arge tp 21, die sich als Zusammenschluss der Prüforganisationen und im Zusammenwirken mit Behörden, wissenschaftlichen Einrichtungen und der Fahrlehrerschaft um die fachliche Ausgestaltung und Qualitätssicherung der Fahrerlaubnisprüfung kümmert, eine “Arge Ausbildung” zu gründen. In dieser Arbeitsgemeinschaft sollten die Vertreter:innen des Fahrschulwesens (z. B. der Fahrlehrerschaft und der Fahrlehrerausbildungsstätten) mit den Behörden, wissenschaftlichen Einrichtungen und den Prüforganisationen zusammenarbeiten, um zu einem institutionalisierten und kontinuierlichen Prozess der Weiterentwicklung und des Qualitätsmanagements der Fahranfängervorbereitung im Allgemeinen und der Fahrausbildung im Besonderen zu gelangen.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Kopp, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e. V.

Gerhard von Bressensdorf, Präsident Deutsche Fahrlehrer-Akademie e. V.

Jörg-Michael Satz, Präsident MOVING International Road Safety Assocation e. V.

 

Mit der Problematik des Online-Theorieunterrichts beschäftigt sich auch der aktuelle Podcast der VerkehrsRundschau mit VR-Chefredakteur Gerhard Grünig. 

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KOMMENTARE


E.Brenneisen

08.02.2022 - 18:22 Uhr

Diese Meinung teile ich in keinesfalls. Unsere Land-Fahrschule hat ganz andere Erfahrungen gemacht. Noch nie war es einfacher am Theorieunterricht teilzunehmen als jetzt. Weder Migranten noch sozial Schwache, weder Jugendliche aus den umliegenden Dörfern noch die von Aussiedlerhöfen hatten keinen oder schlechten Zugang zum Online-Theorieunterricht. Denn das Angebot Präsenz stand und steht. Noch nie war die Teilnahme so einfach und unkompliziert wie jetzt. Zumindest ist das das Feedback unserer Fahrschüler. Hier wo man für 7 km 2x umsteigen muss, insgesamt 40 Min. benötigt und nach dem Unterricht teilweise gar kein Bus mehr nach Hause bekommt, wünscht sich kein einziger Fahrschüler den Präsenz-Theorieunterricht zurück. Wir leben nicht in einer Stadt, wo alles 24/7 möglich ist. Hier bei uns müssen viele Eltern ihre Kinder zur nächsten Fahrschule bringen und holen, weil schlechter bis gar kein ÖPNV. Umweltfreundlich ist das jedenfalls nicht. Noch nie hatte ich alle meine Fahrschüler so gut im Blick, wie jetzt auf dem Bildschirm. Im Präsenz-Unterricht tauchen immer mal welche ab, anstrengend jeden "abzuholen", aber natürlich machbar. Das alles kommt in meinem Online-Theorieunterricht überhaupt nicht vor. Hier sind alle konzentriert und in meinem Fokus. Win-Win! Wer hätte so etwas nach dem o.g. Statement gedacht? Zudem ist die Bilanz der bestandenen Theorieprüfungen in meiner Fahrschule überraschenderweise besser als früher. Also keine Spur von miesen Ergebnissen oder irgendeiner Gefahr. Die erforderlichen Übungsstunden sind inzwischen auch niedriger, da wir unsere B-Fahrschüler vorab im Fahrsimulator schulen. Auch damit führten wir eine Digitalisierung ein. Im Simulator lassen wir unsere B-Fahrschüler allerdings nicht alleine, sondern betreuen sie intensiv. Da wir Situationen simulieren, die wir in der realen Welt so gar nicht trainieren könnten, bekommen wir von Eltern wie Fahrschülern für diese durchdachte Strategie durchweg Lob. Das macht mein Leben im Auto letztendlich entspannter, da die jungen Leute schon echt viel können, wenn sie bei mir ins Auto steigen. Dies alles in Kombination mit einer guten geführten Lernsoftware und der DriversCam führen bei uns zu einer deutlich verbesserten Bilanz der bestandenen praktischen Prüfungen. Wegen des Online-Theonterrichts wurde in unserer Fahrschule jedenfalls niemand schlechter ausgebildet. Ich glaube, dass ich dies mit meiner über 40-jährigen Berufserfahrung auf dem Land ganz gut einschätzen kann. ...und falls es irgendwann irgendwer möchte, werde ich nur für diesen einen Fahrschüler einen hybriden Theorieunterricht durchführen. Aber grundsätzlich möchte ich, dass ich weiterhin Online-Theorieunterricht abhalten darf. Denn auch wenn ich zuerst der Digitalisierung eher skeptisch gegenüberstand, bin ich froh, dass ich diesen Weg gegangen bin.


Christoph

08.02.2022 - 23:07 Uhr

Ich mache seit einem Jahr Online Theorie Unterricht. Mittlerweile klappt alles fast immer reibungslos. Alle oben genannten Punkte und Vorurteile zum online Unterricht kann ich nicht verstehen. Dass online Unterricht die Verkehrssicherheit gefährde Weil keine Diskussion möglich sein soll, Ist völlig aus der Luft gezogen. Online Unterricht spart Zeit, Geld, Sprit, Erkrankungen, unnötiges Hin und her fahren… 8 Stunden Schulunterricht sind online ein Problem. 90 Minuten Fahrschulunterricht sind online kein Problem!!!


Jürgen

08.02.2022 - 23:28 Uhr

Alte Männer Langsame Bürokratie Ahnungslosigkeit


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